Tag 67 - 72: Kaua'i

Unser Abflug auf Maui und damit auch unsere Ankunft auf Kaua’i verspäten sich leider etwas, sodass wir erst am Nachmittag mit unserem Mietwagen losfahren können. Auch hier haben wir wieder einen Jeep Wrangler reserviert - bekommen jedoch eine dermaßen schlecht ausgestattete Variante mit “Soft Top”-Verdeck. Also fragen wir freundlich nach und mit etwas Warten - es ist gerade kein anderer Jeep auf dem Hof - bekommen wir dann ein deutlich neueres Fahrzeug mit massivem Dach.

Leider erreicht der auf Maui eingefangene Infektion so langsam seinen Höhepunkt. Daher entschließen wir uns, den restlichen Tag mit Wäsche waschen, einkaufen und “Essenholen” zu verbringen. Das schwülwarme, regnerische Wetter lädt jedoch ohnehin wenig zu anderen Aktivitäten ein. Die Nacht verbringen wir im Anahola Beach Park, einem Strandpark mit Campingplatz im Nordosten der Insel.

Kaua’i trägt - unserer Meinung nach absolut zu Recht - den Beinamen “die Garteninsel”. Die Insel ist wirklich grün, egal ob in der Ebene oder in den Bergen; selbst die sehr steilen, klippenartigen Hänge der Berge sind bewachsen. Die knapp 1435 km2 große Insel umfasst einen der regenreichsten Punkte der Erde: Waiʻaleʻale. Kein Wunder also, dass es hier so grün ist (wir werden hier auch mehr Regen erleben als auf allen anderen hawai’ianischen Inseln). Die Insel wird übrigens von den meisten Deutschen auf einer Hawai’ireise besucht, während sich nur wenige japanische Touristen hierher verirren (auf den anderen Inseln sind sie durchaus präsent). Auch handelt es sich um die älteste Insel des hawai’ianischen Archipels. Der Vulkan Kaua’i ist seit langem erloschen und die natürliche Erosion hatte bereits viel Zeit, die Vulkanlandschaften abzuschleifen und in üppige Regenwälder, Klippen und Schluchten zu verwandeln.

Für die folgenden zwei Tage war ursprünglich der Kalalau Trail mit Übernachtung am Kalalau Beach an der Nā Pali Coast geplant, dies lässt sich jedoch wegen gesundheitlicher Einschränkungen nicht umsetzen. Zum Glück gibt es bei unserem Backcountry Permit auch die Möglichkeit nur die halbe Strecke zu wandern und auf dem Hanakoa Campground zu übernachten. Wie sich herausstellen wird, ist das die richtige Entscheidung, denn der Weg gestaltet sich bei Temperaturen von um die 30 ºC und einer Luftfeuchtigkeit von über 90 % deutlich anstrengender als gedacht. Die klimatischen Bedingungen strengen uns mehr an als gedacht, denn bei diesen gibt der Körper seine “Abwärme” nicht sonderlich gut über Aspiration ab.

Am Parkplatz packen wir unsere Rucksäcke um, sodass wir auch wirklich nur das Nötigste mitnehmen. Dann geht es durch einen angelegten Schaugarten, in welchem Taro und andere, traditionelle Nutzpflanzen der Hawai’ianer nach traditionellen Methoden angebaut und diese an die nächsten Generationen weitergereicht werden.

Kurz danach geht es auf den eigentlichen Kalalau Trail. Dieser ist teilweise nur ein schmaler Trampelpfad, erfordert gute Trittsicherheit und ist ein ständiges Auf und Ab. Die Wanderung startet hinter dem Hā’ena Beach Park und führt durch den Regenwald entlang der Nā Pali Coast. Nach ein paar Kilometern gelangen wir zum Hanakapīʻai Beach. Bis hierhin kann man auch ohne Permit wandern und dementsprechend finden sich einige Tagestouristen auf dem Weg und am Strand. Leider werden wir hier auch von einem Regenguss überrascht und stellen uns schützend unter die Bäume. Anschließend geht es auf einem deutlich weniger gelaufenen Weg die nächste Küstenflanke hoch. Dank Nieselregen steigt die Luftfeuchtigkeit noch weiter an und wir kommen mit unserem Gepäck nur noch langsam voran.

Da es am Weg und auf dem Campingplatz kein Trinkwasser gibt, haben wir einen Wasserfilter dabei und sind froh, als wir endlich einen Bachlauf erreichen, an dem wir diesen einsetzen können.

Auch wenn die Landschaft und die Ausblicke während unserer Wanderung sehr schön sind, so sind wir dennoch sehr froh, als wir mit einsetzender Dunkelheit den Campingplatz erreichen (wobei “Campingplatz” etwas hochgegriffen ist, denn es handelt sich lediglich um ein paar früher für den Anbau von Taro genutzte Terrassen und ein Plumpsklo).

Am nächsten Morgen wandern wir den gleichen Weg zurück zu unserem Auto, diesmal zum Glück ohne Regen und sogar mit etwas Sonne. Vorher machen wir jedoch noch einen Abstecher zu den Hanakoa Falls - allerdings kann man den Wasserfall nur erahnen, denn er ist gänzlich trockengefallen.

Vom Infekt, dem Klima und der anstrengenden Wanderung ziemlich erledigt kommen wir endlich wieder beim Auto an - sogar schneller als gedacht. Zur Erholung gehen wir noch eine Runde am Tunnels Beach schnorcheln - hier geht das Riff bis direkt an den Strand und es finden sich einige Fische - und legen uns in den Sand. Dass sich so herrlich entspannen lässt, weiß auch die Robbe, die sich zum, von Fressfeinden ungestörten, Schlafen auf den Strand gelegt hat.

Anschließend geht es für die Nacht auf den nahegelegenen Anini Beach Park. Wie auf allen hawai’ianischen Inseln gibt es auch hier sehr viele Hühner und Hähne, wobei letztere das eigentliche Problem darstellen, denn ihre biologische Uhr scheint arg verstellt und so krähen sie auch gerne mal um zwei Uhr nachts (oder auch um fünf Uhr abends). Und da diese Zweibeiner keine natürlichen Feinde haben, gedeihen sie ganz prächtig. Interessanterweise findet man jedoch keine Eier - und auch darauf angesprochene Einheimische können nur von sehr seltenen Funden berichten.

Am nächsten Morgen gehen wir hier noch Schnorcheln und bekommen von einem Einheimischen den Tipp, dass sich etwas weiter außerhalb ein kleines Riff befindet, bei dem sich die grünen Meeresschildkröten gerne aufhalten. Und wir haben Glück, wir sehen einige einzelne Schildkröten und sogar eine kleine Schildkrötenfamilie.

Zurück an Land fahren wir nach Hanalei und spazieren einmal durch das sehr touristische, aber dennoch nett gemachte Dörfchen, bevor es Richtung Flughafen weiter geht.

Für den heutigen Mittag steht nämlich ein absolutes Highlight an: ein Hubschrauberflug über Kaua’i, noch dazu ohne Türen (damit man einen ungetrübten Blick hat und besser Fotos schießen kann). Der Flug ist wirklich beeindruckend und auch die fehlenden Türen machen uns weniger aus als gedacht, im Gegenteil, dadurch kann man viel besser Fotos machen und hat ein viel größeres Sichtfeld. Und da man natürlich angeschnallt ist, braucht es die Türen ohnehin nicht.

Die Nā Pali Coast und den Waimea Canyon von oben zu sehen ist einfach atemberaubend, da man so die grünen, schmalen Bergflanken erst so richtig wahrnimmt und auch Wasserfälle sieht, die man sonst niemals erreicht und gesehen hätte. Über Kopfhörer bekommen wir vom Piloten noch Information zu den jeweils überflogenen Gebieten - auch wenn wir diese akustisch kaum verstehen, denn es ist doch ziemlich laut. Als wir jedoch den aus dem Film Jurassic Park bekannten Wasserfall, eingebettet in eine spektakuläre Landschaft, überfliegen und dazu über die Kopfhörer die entsprechende Filmmusik kommt, ist es beinahe ein magischer Moment. Wir fliegen einmal quer über die Insel und kommen aus dem Staunen und Fotografieren gar nicht mehr heraus. Sind diese Rundflüge durchaus nicht unumstritten (Anwohner fühlen sich vom Lärm gestört; auf dem viel überflogenen Na Pali Trail konnten wir das durchaus nachvollziehen), so ist das Erlebnis für den Passagier dennoch atemberaubend, einzigartig und vermutlich auch einmalig.

Nachmittags fahren wir zu den Wailua Falls, schöne “Doppelwasserfälle” (die man auch auf einem der Fotos gegen Ende unseres Rundfluges sehen kann), und anschließend entlang des Wailua Rivers zu den Opaeka’a Falls.

Einem Tipp des Reiseführers folgend, fahren wir über eine ziemliche raue Straße in die Wildnis - ohne jedoch den beschriebenen Aussichtspunkt finden zu können. Die Fahrt macht - da wir ja das richtige Auto dafür haben - dennoch Spaß.

Für heute Abend haben wir eine Reservierung im Polihale State Park, welcher am unteren Ende der Nā Pali Küste liegt, jedoch nur über eine ca. 8 km lange Schotterpiste zu erreichen ist, die in keinem besonders guten Zustand ist.

Hier finden wir einen schönen, versteckt gelegenen Stellplatz mit Privatsphäre zwischen Bäumen und hinter den Dünen. Leider eignet sich der Strand aufgrund starker Strömungen und hoher Wellen nicht zum Baden, aber schön anzuschauen ist er trotzdem.

Am nächsten Morgen fahren wir zum Waimea Canyon bzw. auf den ihn umgebenden, auf gut 1000 m gelegenen, Rand, welcher Teil des gleichnamigen State Parks ist. Man nennt ihn auch den “Grand Canyon des Pazifiks” - und das passt durchaus. Hier finden sich tolle Ausblicke auf Schluchten mit mehrfarbigen Hängen. Leider wird das Wetter immer schlechter, sodass wir am Ende der Straße beim Kalalau Lookout im Koke’e State Park nur noch eine weiße Wand sehen - anstatt des südlichen Endes der Na Pali Coast. Zusätzlich regnet es immer wieder - aber irgendwoher muss das viele Grün auf Kaua’i schließlich ja auch kommen.

Zurück am Meer schauen wir uns kurz das Captain Cook Monument in Waimea an und essen ein hawai’ianisches - oder hier zumindest sehr beliebtes - Dessert: Shaved Ice. Shaved Ice ist abgeschabtes Eis mit Sirup versetzt und Toppings versehen und schmeckt deutlich besser als erwartet.

Captain James Cook setzte am 20. Januar 1778 in Waimea zum ersten Mal Fuß auf hawai’ianischen Boden. Den Berichten zufolge war er der erste Europäer, der die Inseln entdeckte. Das Verhältnis mit den Einheimischen war freundlich. Als er ein Jahr auf dem Rückweg von Nordamerika auf Big Island anlandete sollte es jedoch gänzlich anders sein: ein Missverständnis führte wohl zum Streit, an dessen Ende die Einheimischen Cook erschlugen.

Wir halten kurz in Hanapepe, einem kleinen Ort mit ein paar historischen Gebäuden, der, so lernen wir, vor allem dafür bekannt ist, dass hier die Disney Serie Lilo & Stitch spielt.

Zum Sonnenuntergang finden wir uns am Campingplatz ein, dem Salt Pond Beach Park, wo wir nochmal ein erfrischendes Bad nehmen.

Von der Hauptstraße aus hat man einen tollen Blick in den, vom Hanapepe River gegrabenen, Canyon.

Unseren letzten Morgen verbringen wir im ehemaligen, durch den Anbau von Zuckerrohr groß gewordenen, wirtschaftlichen Zentrums von Kauai: Koloa. Zuckerrohr scheint hier heute keine Rolle mehr zu spielen, vielmehr bemüht man sich mit der Ansammlung alter Holzhäuschen, Restaurants, Cafes und Boutiquen Touristen anzulocken.

Anschließend machen wir uns auf den Weg zum Flughafen, um von dort aus nach Honolulu auf O’ahu zu fliegen.