Tag 62 - 67: Maui

Unsere nächste Insel ist Maui, die mit 1883 km2 zweitgrößte Insel des Archipels. Die, landschaftlich diverse Insel trägt den Beinamen “The Valley Isle” (“Die Talinsel”), da sie aus zwei Vulkanen besteht, die durch eine flache Landbrücke miteinander verbunden sind. Hier finden sich neben Stränden auch Regenwälder und die Vulkanlandschaft des schlafenden Haleakalā Vulkans.

Wir landen im zentralen Kahalui und fahren mit einem “Retrozug” zum Mietwagenzentrum, um unser Auto für die nächsten Tage abzuholen. Danach geht es als Erstes zu einem kleinen “Foodtruckpark” und dann an den Strand, beides nur wenige Minuten vom Flughafen entfernt. Hier am Kanaha Beach sowie an weiteren Stränden nahe Paia, finden sich nicht nur Wellenreiter, sondern auch einige Wind- und Kitesurfer. Aber auch ohne Bretter jedweder Art lädt der schöne, weiße Sandstrand zum Baden ein.

Nach der Erfrischung fahren wir die Küste des westlichen Teils von Maui, beginnend mit dem, für amerikanische Verhältnisse sehr engen und kurvigen, Kahekili Highway, entlang. Alles kein Problem, aber Reiseführer und Mietwägenfirmen vermitteln durchaus ein anderes Bild. Auch die Insassen von so manchem entgegenkommenden Fahrzeug machen einen sehr angespannten Eindruck. Der Italiener lacht an dieser Stelle einmal herzlich, denn die Straße ist auch nicht enger als so manche italienische (Berg)Straße. Aber viele US-Amerikaner(innen) werden nach unserer Erfahrung schnell unentspannt, wird es mal ein weniger enger. Vermutlich sind sie enge Straßen einfach nicht gewohnt - brauchen sie mit großen Pick-Ups mit schlecht einsehbaren Fahrzeugumrissen natürlich auch mehr Platz.

Wir stoppen bei den Olivine Pools und den Nakalele Blowholes. Letztere sind Löcher im Felsen, durch die bei Wellengang das Wasser wie bei einem Geysir nach oben schießt (wenn man genau hinschaut, sieht man dies auf dem fünften Bild 😉).

Später erreichen wir, mittlerweile bei Dunkelheit, Lahaina. Hier brach 2023 ein Großbrand aus, bei dem mehr als 2000 Gebäude zerstört wurden. Es kamen viele Menschen um und noch mehr verloren ihr Zuhause und mussten in behelfsmäßige Unterkünfte oder gar auf andere Inseln umziehen. Bis heute ist die Stadt mit dem Abtransport von Schutt und Wiederaufbau beschäftigt.

Unser Campingplatz, Camp Olowalu, ist ausnahmsweise ein privater und liegt an der Südküste Mauis. Am nächsten Vormittag machen wir uns durch die Landbrücke in der Mitte Mauis auf den Weg in den Nordosten zur berühmten “Road to Hāna”. Vorher stoppen wir noch am Papawai Point, von dem man nicht nur die östliche Seite Mauis sieht, sondern auch die drei Nachbarinseln, die ebenfalls zum Maui County gehören: Kaho’olawe, Lāna’i und Moloka’i(von links nach rechts).

Nächster, kurzer, Stopp ist der Paya Bay Beach gefolgt vom Surferstrand Hookipa Beach Park.

Die berühmtberüchtigte Panoramastraße HI 360 nach Hāna schlängelt sich entlang der Nordflanke des Haleakalā am Berg entlang und in Täler hinein, bis diese schmal genug werden, um sie mit Brücken zu überqueren. Durch hunderte Kurven und über etliche kleine Brücken fährt man im Regenwald und entlang von Klippen.

Kürzere Wanderungen wie u.a. der Waikamoi Trail führen durch die Regenwaldlandschaft. Auch sehr schön ist das Ke’anae Arboretum, ein kleiner botanischer (Wald-)Garten, in dem die endemischen und einheimischen Pflanzens gezeigt und erklärt werden. So auch Taro (hawaiianisch: Kalo), eine stärkehaltige Pflanze, dessen Wurzeln für Mehl und Poi (eine Paste/ein Brei) verwendet werden. Wirklich schön sind auch die Eukalyptusbäume, die eine schimmernde, vielfarbige Rinde haben und daher Rainbow Eucalyptus heißen. Leider haben einige Besucher vor uns sich auf den Stämmen mit Schnitzkunst verewigt …

Im weiteren Verlauf der Road to Hāna sehen wir auch einige Wasserfälle, so auch die Waikani Falls und die Pua’a Ka’a Falls. Nachmittags gönnen wir uns eine - erstaunlich gute - Pizza mit Ule (hawaiianisch für Brotfrucht) und fahren anschließend durch das beschauliche Hāna (gerade einmal 1500 Menschen wohnen hier).

Die Nacht verbringen wir im Waiʻānapanapa State Park, der bekannt ist für seinen schönen schwarzen Sandstrand. Absurderweise wird der Strand um 17:30, und damit je nach Jahreszeit vor Sonnenuntergang, für die Nacht “geschlossen” - wo es ohnehin den ganzen Tag keine Aufsicht gibt und man jederzeit auf eigenes Risiko schwimmt. Daher gibt es für uns leider kein erfrischendes Bad mehr, da die Absperrung doch zu groß ist, um sie halbwegs glaubhaft “übersehen” zu haben 😉.

So beginnen wir eben den nächsten Tag mit einem Bad im Meer und einem Spaziergang entlang der schwarzen Klippen im State Park.

Das Wetter ist sonnig, sehr heiß und vor allem feucht. Die Feuchtigkeit wird uns auch in den weiteren Tagen noch begleiten und etwas belasten. In Hāna nehmen wir einen kurzen, dafür aber umso schmaleren Klippenweg, der zu einer versteckten Bucht mit einem roten Sandstrand führt.

Nachmittags erreichen wir den südlichen Teil des Haleakalā National Parks, Kīpahulu.

Von hier aus führt uns der Pīpīwai Trail in den Regenwald und durch einen Bambuswald zu den Waimoku Falls. Der erste Wasserfall entlang des Weges ist leider trocken und so befürchten wir bereits Schlimmes - der zweite, obere, Wasserfall hingegen führt etwas Wasser und sieht toll aus. Durch seine enorme Höhe und einen ungünstigen Sonnenstand ist er allerdings bedauerlicherweise schwierig zu fotografieren.

Zurück beim Auto, fahren wir wenige Meter zum Kīpahulu Campground, wo wir einen Platz direkt an den Klippen gebucht haben. Am nächsten Morgen schauen wir uns noch die Seven Sacred Pools (‘O’heo) an, bevor wir unsere Umrundung der östlichen Inselhälfte fortsetzen.

Anstatt wie die meisten Touristen den gleichen Weg von Hāna entlang der Nordküste zurückzufahren, haben wir uns für den Pilani Highway entschieden, welcher entlang der östlichen und später der südlichen Küste verläuft. Auch wenn die Straße uns als geschottert (was tatsächlich nur für einen Teil der Strecke zutrifft), eng und kurvig (das trifft für einen deutlich längeren Teil zu) beschrieben wurde, ist sie, auch wegen des deutlich geringeren Verkehrs, entspannter zu fahren als die Nordroute. Hier zeigt sich die Vegetation nochmal von einer ganz anderen Seite, denn ist es im Norden so feucht, dass ein Regenwald gedeiht, so ist es hier so trocken, dass kaum etwas wächst. Auf jeden Fall lohnt auch dieser Highway sehr, zumindest wenn es trocken ist und man ein passendes Gefährt besitzt.

Etwa in der Mitte von Maui zweigt die Straße zum Kerngebiet des Haleakalā National Parks hinauf zum Haleakā Krater ab (der Abschnitt bei Kīpahulu kam durch eine Schenkung erst später zum Park hinzu und beide Teile sind nur über öffentliche Wege miteinander verbunden).

Der Haleakalā ist ein ruhender Vulkan, der zuletzt 1790 ausbrach und dessen Umgebung 1916 Teil des Hawai’i National Parks (zusammen mit dem heutigen Hawai’i Volcanoes National Park auf Big Island) und erst 1961 zu einem eigenständigen Nationalpark erklärt wurde.

Der riesige Krater - wohl der größte der Welt - liegt auf 3055 m Höhe und verdankt sein aktuelles Aussehen primär der Erosion und nur sekundär dem Vulkanismus. In dem vom Regen ausgewaschenen Becken befindet sich eine Ansammlung von Schlackekegeln und Ascheschichten.

Leider scheint es ein festes Muster zu sein, dass der Krater gegen Mittag mit Wolken zuzieht.

Da sich die USA aktuell im “Government Shutdown” befindet, haben leider alle Visitor Centers zu - so gibt es leider keine interessanten Ausstellungen zu sehen und auch keinen Sammelaufnäher zu erwerben … 😢 Ziemlich absurd, dass ein modernes und wirtschaftlich starkes Land wie die USA - im Grunde ja ohne Not - seine Staatsbediensteten, seine Bevölkerung und seine Gäste in Geiselhaft nimmt, um den politischen “Gegner” (hier trifft der Begriff - auf jeden Fall aus Sicht der Republikaner, die die Demokraten in letzter Zeit ja pauschal als “radikale Linke” verunglimpfen - leider wirklich zu) zum Einlenken zu zwingen. Es geht hier im Park so weit, dass Freiwillige die, für den Transport im Park gehaltenen, “staatlichen” Maultiere füttern müssen, damit diese nicht während des Shutdowns verhungern. Es sollte uns zur Mahnung gereichen, zu sehen, wohin es führt, wenn Parteien und Gesellschaften sich so sehr polarisieren, dass kein Diskurs mehr geführt und kein Konsens mehr erreicht werden kann und die Demokratie massiven Schaden erleidet.

Aber es soll hier ja um unsere Reiseerlebnisse gehen und nicht um Politik. 😉

Immerhin können wir unseren Backcountry Permit für die kommende Nacht dennoch nutzen - zumindest ist niemand dar, der anderer Meinung sein könnte. Wir wollen unsere Wanderung am Visitor Center am Rand des Kraters beginnen und von dort absteigen. Um allerdings am nächsten Morgen nicht wieder hinaufsteigen zu müssen und stattdessen eine Runde laufen zu können, teilen wir uns auf, fahren das Auto wieder einige Kilometer die Gipfelstraße hinab, parken es dort und fahren per Anhalter wieder auf den Gipfel hinauf. Mittlerweile ist es schon früher Abend und es geht bei leichtem Regen und Nebel auf dem Sliding Sands Trail hinab in den Krater. Spätestens nach der Hälfte der dreistündigen Wanderung ist es dunkel und so geht es mit sehr reduzierter Sicht im Nieselregen zum Hōlua Campground.

Erschöpft und etwas frierend - hier hat es im Vergleich zu den ca. 25 ºC am Meer nur noch ca. 10 ºC - schlagen wir unser Zelt auf und bereiten ein schnelles Abendessen zu. Ein paar Bilder von unserem Zelt vor toller Kulisse bei Nacht müssen aber noch sein.

Zum Sonnenaufgang stehen wir wieder auf und schießen ein paar Fotos der, von der aufgehenden Sonne angestrahlten, Felsen. Den Sonnenaufgang selbst kann man zu dieser Jahreszeit nur indirekt sehen, da die eine Flanke des Kraters die Sicht versperrt und man die Sonne daher erst sehr spät direkt sieht.

Bei strahlendem Sonnenschein und halbwegs blauem Himmel machen wir uns an den Aufstieg zum Kraterrand auf dem Halemau’u Trail. Leider ziehen Wolken auf und während des Aufstiegs ziehen diese zu, sodass wir erneut bei Nebel am Kraterrand ankommen. Wie wir feststellen werden, ist es häufig so, dass der Krater morgens wolkenfrei ist und dann im Laufe des späten Vormittags alles zuzieht - und es dann irgendwann zu regnen beginnt.

Eigentlich hätten wir den Tag oben am Krater verbringen wollen, um dann auf dem Nationalpark Campingplatz Hosmer Grove zu übernachten. Bei feuchtkalten 12 ºC entscheiden wir uns jedoch spontan, doch nochmal etwas Wärme und Sonne am Strand zu tanken und dort den Surfern zuzuschauen. So verbringen wir zwar circa eine Stunde zusätzlich im Auto - aber den Mittag im Regen abzusitzen wäre einfach zu frustrierend gewesen.

Auf halber Strecke hinab ist’s immer noch sehr bewölkt, so dass man die andere Seite von Maui nicht sehen kann.
Am Meer hingegen ist es doch schon deutlich besser - und auch wärmer und trockener (natürlich nur, solange man nicht baden geht).

Abends machen wir uns dann wieder auf den Weg in den Nationalpark, um am nächsten Morgen früh zum Kraterrand zu fahren und dort mit vielen anderen Menschen bei knackigen 5 ºC den beeindruckenden Sonnenaufgang anzuschauen. Ein einheimischer Freiwilliger - ein Parkmitarbeiter kann es wegen des Shutdowns ja nicht sein - gibt eine Gesangseinlage auf Hawai’ianisch zum Besten - sehr stimmungsvoll.

Wir fahren weiter zum Gipfel, machen dort einen kurzen Spaziergang und fahren dann nochmal zum Visitor Center am Kraterrand - jetzt steht die Sonne schon etwas höher und man kann besser in den Krater hinein fotografieren.

Auch vom Kalahaku Overlook aus hat man einen tollen Blick. Nun können wir also nochmal sehen, wo wir am Vortag bei Nebel, Nieselregen und Dunkelheit herumgelaufen sind.

Bei der Fahrt hinab kann man schon erahnen, dass sich bald die Wolken wieder auftürmen werden.

Bevor wir den Park verlassen machen wir noch eine kurze Wanderung auf dem Hosmer Grove Trail, welcher direkt am Campingplatz startet. Anschließend bauen wir unser Zelt ab und machen uns auf in den Süden von Maui zum Makena Landing Park, welcher sich in der Nähe von Wailea befindet.

Hier entdecken wir beim Schnorcheln einige schöne und bunte Fische, bevor wir uns auf dem Weg zum Flughafen machen, um zur dritten hawai’ianischen Insel auf unserer Route - Kaua’i - weiterzureisen.