Tag 48 & 49: Oregons Küste
Der Tag startet mit einem gewissen Schrecken: nachdem wir am vorabend noch länger im Auto gesessen, Musik gehört und Elektronik aus der Autobatterie geladen haben will unser Subaru nicht mehr anspringen … Ganz überraschend kommt dies nicht, man hätte sich hier dennoch eine Warnung seitens des Autos gewünscht. Wir fragen also ein wenig herum - aber keiner der Männer mit ihren Pickups hat ein Starthilfekabel dabei. Unsere Rettung sind dann zwei Mädels, die ein solches mitführen. Glück im Unglück also, dass uns dies nicht alleine im Wald, sondern auf einem Campingplatz passiert ist (auch wenn wir dann wohl vorsichtiger gewesen wären).
Unsere weitere Route führt uns vom Crater Lake National Park auf dem OR 138, einem weiteren Scenic Byway, durch den Umpqua National Forest Richtung Pazifik. Die Straße folgt dem Clearwater River, später dem North Umpqua River - daher gibt es ein paar Wasserfälle und schöne Schluchten zu sehen.
In Glide stoppen wir für ein Mittagessen und am späten Nachmittag erreichen wir endlich die Küste.
Allerdings haben wir schon beim Mittagessen die Meldung bekommen, dass der Highway 101 (die Küstenstraße von Oregon nach Kalifornien) Richtung Süden, welchen wir am nächsten Tag fahren wollen, wegen dringend erforderlichen Arbeiten für das ganze Wochenende gesperrt werden soll. Die “Umfahrung” wäre - weil es keine parallele Straße gibt - ein Umweg von mehreren hundert Kilometern. Wir reden hier von mehreren Stunden Fahrtzeit extra - da können Sperrungen und Staus daheim absolut nicht mithalten! Jedoch gilt die Sperrung erst ab 21:00 - und so entscheiden wir uns, unsere Reservierung im Sunset Bay State Park verfallen zu lassen und eine Alternative südlich der Baustelle zu suchen.
Da wir bis dahin noch etwas Zeit haben, schauen wir uns noch den in der Nähe vom Sunset Bay State Park liegenden Shore Acres State Park an - da wir das Tagesticket für die State Parks ja ohnehin bereits mit der Übernachtungsreservierung gelöst haben. Der Park besteht aus einem kleinen, aber feinen, botanischen Garten mit zusätzlichem Rosengarten.
Einzig der aufziehende Nebel lässt alles etwas grau erscheinen. Auch die kurze Fahrt zum Cape Arago State Park ist durch die schlechte Sicht getrübt, aber immerhin bekommen wir auf einer nahegelegenen Felsinsel noch ein paar Seelöwen zu Gesicht. Wir haben immer noch etwas Zeit - und so nutzen wir noch die Duschen des Sunset Bay State Park bevor wir dann, kurz vor knapp, gegen fünf vor neun die Baustelle durchfahren.
Etwas weiter südlich der Sperrung finden wir sogar noch Platz für die Nacht auf dem Boice Cope Campground des hiesigen Counties, welcher an einem netten See gelegen ist. Das Meer ist recht nah, und so hört man es im Hintergrund angenehm rauschen.
Am nächsten Morgen geht es weiter auf dem Pacific Coast Highway 101: vorbei an Klippen, Stränden und Wäldern. Immer wieder halten wir an, um die Aussicht zu genießen. Unter anderem beim Cape Blanco State Park mit einem historischen Leuchtturm und dem historischen Hughes House. Cape Blanco ist übrigens der westlichste Punkt - der geneigte Leser ahnt es bereits - der “Lower 48”, also der 48 zusammenhängenden Bundesstaaten (ohne Alaska und Hawaii).
Das Hughes House wurde von der Familie Hughes Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, nachdem sie mit ihrer Milchviehfarm zu Geld gekommen waren. Die kostenlose Führung ist durchaus interessant, gewährt sie doch spannende Einblicke in das Leben, die Bauweise und Einrichtung der damaligen Zeit.
In einem der Küstenörtchen, Port Orford, findet sich sogar noch ein historisches Rettungsboot mit einem Museum über die hier ehemals stationierte Küstenwache. Hier lesen wir auch eine besonders spannende Geschichte, von der wir vorher noch nie gehört hatten: dass Brooking, Oregon als einzige amerikanische Stadt überhaupt (während des Zweiten Weltkriegs) aus der Luft bombardiert wurde. Doch wie kam es dazu, dass irgendwo in Oregon Bomben abgeworfen wurfen? Japan hatte, in der Hoffnung Waldbrände auszulösen, damit Ressourcen zu binden und Terror zu verbreiten, Waldbrände an der Westküste auslösen wollen - und dafür auf einem U-Boot ein Flugzeug in die Nähe der Küste geschmuggelt, welches dann Brandbomben in der Nähe eben dieses Städtchens namens Brookings abwarf. Glücklicherweise war es ein feuchter Sommer und der Brand konnte rasch gelöscht werden - der Schrecken darüber, dass die Japaner Bomben über dem Festland abwerfen konnten, dürfte dennoch beträchtlich gewesen sein. Die Geschichte gipfelt darin, dass der japanische Pilot nach dem Krieg mehrfach den Ort besucht und dort sogar einen Baum gepflanzt hat.
Wir fahren die Küste weiter hinab und auch entlang des Samuel Boardman Scenic Corridor finden sich noch einige wirklich tolle Aussichtspunkte auf die Küste und das Meer.
Gegen Abend erreichen wir die kalifornische Grenze und kehren kurz danach für die Nacht auf einem Campingplatz des Counties ein, wo wir zwischen gigantischen Redwood-Bäumen unser Zelt aufschlagen.