Tag 29 - 34: Canadian Rocky Mountain Parks (Yoho, Banff, Jasper, Kootenay)
Die Canadian Rocky Mountain Parks sind ein Zusammenschluss aus sieben Nationalparks, u.a. die von uns besuchten Parks Yoho, Banff, Jasper und Kootenay. Alle liegen sie in den Rocky Mountains von Kanada und zählen in Summe zum UNESCO-Welterbe. Der erste der Parks auf unserer Route ist der Yoho National Park.
Vorher allerdings machen wir noch einen Stopp für ein spätes Frühstück in Golden, der letzen Stadt in British-Columbia bevor wir dann nach dem Yoho Park nach Alberta fahren. Interessanterweise gilt in Golden jedoch bereits die Mountain Standard Time - und nicht mehr die in B. C. ansonsten gültige Pacific Standard Time. Dies hat bereits am gestrigen Tag für einige Verwirrung gesorgt - da schlicht nicht ganz klar ist, wann die Zeitzone wechselt und welche Zeit gerade herrscht.
Der Yoho National Park befindet sich an der östlichen Grenze der Provinz British Columbia und ist ein eher kleiner, weniger bekannter Nationalpark. Zuerst fahren wir Richtung Emerald Lake. Auf dem Weg dorthin halten wir noch an einer Natural Bridge. Allerdings ist diese Brücke, im Gegensatz zu quasi allen, die wir bisher gesehen haben, nicht mit der Zeit trockengefallen oder nur bei Niederschlag unterspült. Im Gegenteil, der Kicking Horse River ist hier noch sehr aktiv an der Arbeit und so ist das herumspazieren auf der Brücke nicht ganz ohne Risiko.
Angekommen am Emerald Lake sind wir überrascht von der Menge an Menschen und Autos, die wir hier vorfinden. Dementsprechend chaotisch und langwierig gestaltet sich die Parkplatzsuche. Letztendlich werden wir jedoch fündig und machen uns auf den Weg zum See. Der Emerald Lake ist wirklich schön: grünblaues Wasser umgeben von einer Bergkulisse. Kein Wunder also, dass hier so viel los ist. Der Gletschersee erhält seine tolle Farbe übriges durch eingetragenes Gesteinsmehl, welches zur Reflexion von vorwiegend blauen und grünen Wellenlängen führt.
Unser Weg führt uns zurück auf den Highway, zum Visitor Center und die Yoho Valley Road entlang des Yoho Rivers durch ein ca. 13 km langes Tal bis zu den Takakkaw Falls. Diese beeindruckenden Wasserfälle sind mit 254 Metern freiem Fall die dritthöchsten Wasserfälle Kanadas.
Unser nächster Nationalpark, der Banff National Park, grenzt direkt östlich an den Yoho National Park an. Er ist Kanadas ältester Nationalpark und wurde 1885 als “Rocky Mountains Park” gegründet. Er umfasst einige Gletscher, (saisonale) Eisfelder, Nadelwälder, Seen und ganz allgemein alpine Landschaften - wie eigentlich alle der Rocky Mountain Parks.
Hier beginnen wir damit, dass wir ab dem Städtchen Lake Louise auf den Bow Valley Parkway wechseln, einer landschaftlich reizvollen Parallelstraße zum Trans-Canada Highway. Entlang dieses “Scenic Ways” lassen sich einige Sehenswürdigkeiten abklappern und - mit etwas Glück - auch Tiere beobachten. Aktuell ist jedoch der südliche Teil für den motorisierten Verkehr gesperrt - zum Schutz der Wildtiere. Da wir entlang der Strecke keinerlei Tier entdecken, hat sich dieser “Rückzugsort” wohl schon herumgesprochen … 😉.
Wir fahren bis zum Johnston Canyon und machen uns dann zu Fuss auf den Weg zu den Johnston Lower Falls - und kurzentschlossen dann auch noch zu den Johnston Upper Falls.
Zum großen Teil verläuft der Weg im Canyon oberhalb des Wassers auf Metallgittern. Der Canyon erinnert ein wenig an eine Klamm - was er in gewissen Maße ja auch ist. Bei den Lower Falls kann man durch einen kurzen Gang ins “Innere” des Wasserfalls gelangen - und hier entwickelt sich tatsächlich auch kurz vor Sonnenuntergang noch eine Schlange. Etwas absurd mutet dies an - denn gefühlt wird der Stau nur dadurch verursacht, dass jeder den kleinen Vorsprung exklusiv für sich und seine Selfies (für die es deutlich zu dunkel ist) haben will…
Der folgende Morgen beginnt mit einer Seenrunde. Zuerst geht es zum Lake Minnewanka. Dieser größere See ist nicht nur gut zum Baden geeignet, sondern auch sehr beliebt für Bootsfahrten - ob mit einem großen Motorboot oder dem Kayak. Auch das ein oder andere SUP ist bereits auf dem See unterwegs.
Ähnlich verhält es sich bei den nächsten, deutlich kleineren Seen Two Jack Lake und Johnson Lake. Heute ist Labour Day und damit einer der wenigen gesetzlichen Feiertage - und so ist hier einiges los. Denn anders als wir es aus Nationalparks bisher kennen, dient dieser Park hier mehr der Erholung und sportlichen Ertüchtigung als der Bewahrung einer ursprünglichen Natur. Jedenfalls scheinen die Kanadier das SUP ebenso zu lieben wie die Deutschen es tun.
Unser letzter Stopp gilt den Cascade Ponds, eher Teiche denn Seen. Sie punkten mit glasklarem Wasser, sodass man bis auf den Grund schauen kann.
Von hier aus fahren wir nach Calgary, da wir (leider!) über Nacht nach Vancouver fliegen müssen, um früh am nächsten Morgen Papierkram auf dem Konsulat zu erledigen. Aus dem unverhofften, zusätzlichen Nachmittag in Vancouver machen wir das beste, siehe unseren Post zu Vancouver. Springen wir nun also zum nächsten Nachmittag: Schon aus dem Flugzeugfenster sehen wir Waldbrände und Rauch; uns schwant nichts Gutes. Und nach der Landung bestätigt es sich: es riecht nach Rauch und die Fernsicht ist deutlich reduziert. Aufgrund von Waldbränden im Norden Kanadas sind unglücklicherweise auch große Teile im Süden “rauchverhangen”. Die Sicht ist so schlecht, dass wir stellenweise auf dem Rückweg nach Banff bzw. weiter nach Jasper kaum die Berge um uns herum sehen können.
Unser heutiges Tagesziel ist der Jasper National Park bzw. der Campingplatz in der gleichnamigen Stadt Jasper. Daher fahren wir trotz der schlechten Sicht die fast 250 Km lange Strecke Richtung Norden. Fahren wir am Anfang noch auf dem Trans-Canada Highway, so sind wir anschließend den Großteil der Strecke auf dem Icefields Parkway unterwegs, der an Seen, Gletschern und sehr vielen Bergen vorbeiführt.
Da die Zeit jedoch schon recht fortgeschritten ist, machen wir nur Stopps am Bow Lake und am Peyto Lake. Die restlichen Sehenswürdigkeiten werden wir uns auf dem Rückweg anschauen. Besonders beeindruckend ist der Peyto Lake, dessen hellblaues Wasser wie gemalt aus der grau-grünen Landschaft heraussticht. Und auch hier, die oder der geneigte Lesende wird es schon ahnen, erhält das Wasser seine markante durch fein gemahlenen Gesteinsmehl, welches sich nicht absetzt und die Brechung des Sonnenlichts im Wasser dergestalt beeinflusst, dass es insbesondere “blaue und grüne Wellenlängen” reflektiert. Ein sehr schöner Anblick - vornehmlich auch durch die mittlerweile sehr tief stehende Sonne.
Das letzte Stück bis Jasper fahren wir in Dunkelheit und erreichen unseren Campingplatz erschöpft nach einem langen Tag.
Der nächste Morgen beginnt erstmal mit einer Enttäuschung: Die Rauchschwaden sind so dicht, dass alles in einem orangen Licht erscheint und die Sonne kaum bzw nur als “roter Kreis” sichtbar ist. Dazu kommt ein durchdringender Rauchgeruch. Welche Verheerungen ein Waldbrand anrichten kann, können wir jedoch nicht nur riechen - sondern auch sehen. Denn große Teile des Campingplatzes, von Jasper aber auch vom Nationalpark allgemein sind letztes Jahr einem großen Waldbrand zum Opfer gefallen.
Leider erfahren wir im Gespräch mit einem National Park Ranger, dass es wohl auch so bald nicht besser werden soll - sofern es nicht regne. Deshalb entscheiden wir uns für einen kurzen Besuch der beiden Seen Pyramid Lake und Patricia Lake. Ersterer hat sogar eine kleine Insel, die man bequem über eine kleine Holzbrücke erreichen kann: Pyramid Island.
Wir wollen schauen, ob etwas südlicher die Luft besser ist - fahren durch letztes Jahr abgebrannte Wälder und müssen einsehen, dass es wohl in der ganzen Region so rauchig ist.
Anschließend verbringen wir in der öffentlichen Bibliothek von Jasper ein paar Stunden damit, Blog zu schreiben, Bilder zu sortieren und die nächsten Tage zu planen. Zum Abendessen gibt es dann, die bisher einzige, authentische Pizza aus dem Holzofen in Nordamerika.
Unser Weg führt uns zurück in den Süden bis zum Lake Louise. Entlang des Icefield Parkways können wir, diesmal im Hellen, einige Stopps machen. Zwei beeindruckende Wasserfälle sind die Athabasca Falls und die Sunwapta Falls.
Die Fahrt durch die Icefields ist durchaus schön und die hohen Berge um einen herum sind beeindruckend - leider nimmt die teils stark eingeschränkte Fernsicht jedoch ganz schön die Freude am Fotografieren.
Auch besuchen wir den “Fuß” des Athabasca Gletschers. Entlang der Straße zum Trailhead und anschließend entlang des Wanderweges stehen Schilder, an denen man sehen kann, wie sehr der Gletscher in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten geschrumpft ist. Das macht einen etwas nachdenklich und traurig - auch wenn es natürlich prinzipiell ganz normal ist, dass Gletscher abschmelzen. Aber eben nicht in dieser Geschwindigkeit.
Etwas weiter südlich machen wir noch eine kleine Wanderung zum Mistaya Canyon.
Gegen Mittag erreichen wir den Lake Louise Park and Ride Parkplatz, von wo aus wir mit dem Shuttle zum Lake Moraine fahren (müssen). Der Lake Moraine ist zum aktuellen Zeitpunkt nur mit dem Shuttle erreichbar, dennoch wimmelt es hier nur so von Menschen. Der etwas erhöht liegende Aussichtspunkt ist nach einem kurzen Fußmarsch auf einen Felsen erreicht und es bietet sich ein toller Ausblick. Eingerahmt von Bergen liegt der See mit dem hier so charakteristischen hellblau vor uns.
Da es hier jedoch nicht so viele Wanderwege gibt, machen wir uns, nachdem wir alle Aussichtspunkte abgeklappert haben, wieder auf den Weg zur Bushaltestelle. Glücklicherweise gibt es zwischen den beiden Hauptattraktionen Lake Moraine und Lake Louise (dem See, nicht dem Städtchen) einen Verbindungsbus. Lake Louise ist ähnlich Lake Moraine - bietet jedoch mehr Annehmlichkeiten. U.a. in Form eines riesigen, direkt am See gelegenen, Hotels, dass historische Wurzeln hat: auch dieses wurde, so wie das im Artikel über den Glacier National Park erwähnte Alpine House Ende des 19. Jahrhunderts von der Eisenbahngesellschaft Canadian Pacific errichtet. Um Reisenden luxuriöse Schlafmöglichkeiten auf der Durchreise anbieten zu können - aber insbesondere auch, um ein Reiseziel für eine Bahnreise zu schaffen.
Wir beginnen unseren Aufstieg beim Hotel und kommen als erstes zum höhergelegenen Mirror Lake (eher ein Teich denn ein See), dann zum Lake Agnes.
Oben auf dem Big Beehive angekommen genießen wir eine Wahnsinnsaussicht und auch die Wasserfärbung von Lake Louise kommt gut zur Geltung. Einziger Wermutstropfen bleibt die weiterhin eingeschränkte Fernsicht.
Letztendlich sind wir so von der Aussicht gefesselt, dass wir uns beim Abstieg sputen müssen, um den letzten Shuttlebus zurück zum Park-and-Ride Parkplatz zu bekommen.
Am folgenden Morgen verlassen wir den Banff Nationalpark und fahren in den ebenfalls direkt angrenzenden Kootenay National Park. Hier gibt es für uns jedoch nicht so viel anschauen und so stoppen wir lediglich kurz bei den Numa Falls, beim Olive Lake am Sinclair Canyon.
Einen langen, ausführlichen Badestopp gibt es dann bei den Radium Hot Springs im gleichnamigen Ort. Die Hot Springs ähneln einem Thermalbad und so entspannen wir den Nachmittag über in dem warmen, geruchslosen Wasser einer heißen Quelle.
In der Gegend scheint es eine größere deutschsprachige Emigrantengesellschaft zu geben, denn es finden sich einige deutsche und österreichische Restaurants. Wir jedoch entscheiden uns für etwas mehr “lokales”: einen BBQ Grill.
Noch eine gute Stunde Fahrt und wir erreichen unser Tagesziel, den Campingplatz für die letzte Nacht in Kanada.