Tag 27 - 29: Mount Revelstoke NP & Glacier NP

Die Nationalparks Mount Revelstoke und Glacier liegen beide am Trans-Canada Highway in British-Columbia und können so gut nacheinander durchfahren und angeschaut werden. Da wir von Westen kommen, beginnen wir mit dem Mount Revelstoke Nationalpark, welcher in den Columbia Mountains liegt. Der Nationalpark umfasst den gleichnamigen Mount Revelstoke sowie ein paar der angrenzenden Gipfel. Eine Straße führt in weiten Serpentinen über etliche Kilometer bis fast auf den Gipfel. Dieser Nationalpark ist einer der wenigen, der explizit auf Wunsch der Bürger zu einem Nationalpark wurde. Zuvor war der Berg bereits ein beliebtes Freizeitziel, sowohl im Sommer als auch im Winter. Die gleichnamige Stadt Revelstoke entstand Ende des 19. Jahrhunderts als kleine Pelzhändlersiedlung, damals unter dem Namen “Farewell”. Sie liegt am Columbia River - also dem gleichen Fluss, an dessen spektakulären Lauf wir bereits in Washington und Oregon entlanggefahren sind. Mit dem Bau der Eisenbahn und der Einrichtung eines Depots vergrößerte sich der Ort dann schlagartig. Nun aber zurück nach oben auf den Gipfel von Mount Revelstoke. Hier befinden sich Balsam Lake, Heather Lake sowie einige kurze Wanderwege in direkter Umgebung des Parkplatzes. Auch ein alter Feuerwachturm ist zu finden. In diesem kleinen Gebäude wohnten bis 1987 während der Feuersaison mehrere Personen, um einen ausbrechenden Waldbrand direkt melden zu können - bis diese Arbeit durch Satellitendaten und Überwachung aus der Luft obsolet wurde.

Auf der Fahrt bergab stoppen wir noch beim Nels Nelsen Aussichtspunkt: Hier kann man wortwörtlich in die Fußstapfen des Skispringers treten und ins Tal “springen”.

Bei Dunkelheit erreichen wir einen ruhigen Stellplatz am Columbia River, merken jedoch nach dem Öffnen der Tür: Hier wimmelt es nur so von Mücken. Also ziehen wir die - eigentlich für Neuseeland gekauften - Moskitonetze über unsere Hüte und bauen in aller Eile das Zelt auf. Gut, dass wir vorhin in Revelstoke noch beim Drive-Through waren - Kochen hätten wir unter diesen Umständen absolut nicht wollen.

Nach einer guten, wenn auch etwas juckenden Nacht, machen wir uns am nächsten Morgen zum Revelstoke Railway Museum auf. Hier gibt es viel Wissenswertes und Interessantes zur Geschichte der Eisenbahn in der Region zu erfahren. Auch auf die Bedeutung der Eisenbahn für die Einigung Kanadas - eine der Bedingungen für den Anschluss von British-Kolumbien an Kanada im Jahre 1871 war die Errichtung einer Transkontinentalverbindung - wird eingegangen. Aber auch unrühmliche Kapitel in der Eisenbahngeschichte Kanadas, wie die Ausbeutung chinesischer Arbeiter bei der Errichtung oder die entwürdigenden und rassistischen Bedingungen unter denen die schwarzen Dienstmänner (so hatten beispielsweise alle auf “George” zu hören und wurden bei Beschwerden durch Gäste direkt entlassen) arbeiteten, werden erläutert. Weiterhin gibt es eine schön restaurierte Dampflokomotive sowie viel verschiedenes Rollmaterial anzuschauen. Besonders spannend sind die speziellen Waggons zum Schneeräumen - etwas, das man bei uns eher nicht findet.

Anschließend entscheiden wir uns für zwei weitere Spaziergänge bzw. “Boardwalks” (also Plankenwegen) im Nationalpark. Leider stellen wir bei der Ankunft fest, dass der eine komplett und der andere zur Hälfte gesperrt ist. Immerhin sehen wir im offenen Teil noch ein paar der “Giant Cedars” (Riesen-Lebensbaum, Riesen-Thuja) nach denen der Weg benannt ist.

Generell verfestigt sich der Eindruck fest, dass die kanadischen Nationalparks recht anders sind als ihre amerikanischen Pendants. Es gibt recht viele Nationalparks, die Teils direkt, mehr oder weniger, aneinander angrenzen und sich “thematisch” kaum unterscheiden. So sind sechs von sieben von uns besuchten Parks sich eher ähnlich: Berge, Seen und Wald. Lediglich der Pacific Rim National Park an der Westküste von Vancouver Island war etwas ganz anderes. Auch gibt es oft nur wenige Wanderwege (“Scenic Drives” wie in den USA, auf denen man die Highlights quasi aus dem Auto heraus betrachten kann, gibt es gar nicht - wobei das nicht unbedingt etwas Schlechtes ist.) bzw. “Attraktionen”, welche dann oft auch nicht offen sind. Nun könnte man also meinen, dass es hier mehr um den Schutz der Natur geht, als darum, den Menschen ihre Schönheit (einfach) zugänglich zu machen. Das beißt sich allerdings damit, dass hier in den Nationalparks auch Städte, große Highways und Skigebiete liegen. Durchaus interessant, da die beiden Länder sich ansonsten - zumindest aus unserer Sicht als Touristen - sehr ähnlich sind.

Nach ein paar weiteren Kilometern in Richtung Osten auf dem Trans-Canada Highway erreichen wir auch schon den Glacier National Park, welcher ebenfalls in den Columbia Mountains liegt. Über 50 % des Parks liegen oberhalb der Baumgrenze und 12 % des Parks sind sogar ganzjährig von Eis und Gletschern bedeckt. Dies liegt unter anderem an der hohen Schneemenge von bis zu 17 Metern (!) Neuschnee pro Jahr, welche über 400 Gletscher speisen - oder, sicherlich im Falle von vielen davon, gespeist haben. Leider gibt es nicht so viele “einfach” zu begehende Wege. Nahe heran an einen Gletscher kommt man ohne größere Wanderung nicht, selbst einen guten Blick auf einen Gletscher zu erhaschen gestaltet sich recht schwierig. Noch recht weit unten im Fall machen wir den Hemlock Grove Trail durch den Regenwald sowie den Rock Garden Trail durch eine Felsenlandschaft mit Blick auf die umliegenden Berge.

Im Anschluss statten wir dem Rogers Pass einen Besuch ab. Bedauerlicherweise hat jedoch das dort gelegene Informationszentrum geschlossen. Neben den tollen Ausblicken auf die hohen Berge gibt es hier noch etwas durchaus sonderbares: auf dem Pass stehen Artilleriehaubitzen der kanadischen Armee. Und wie ein Schild verrät, stehen diese hier nicht ohne Grund - sondern wurden dem Nationalpark von der Armee überlassen, um eine langjährige Kooperation beim Lawinenmanagement zu würdigen. Tatsächlich schießt man hier mit Artillerie auf Schneebretter, um gezielt Lawinen auszulösen und die Schneemassen so kontrolliert ins Tal rutschen zu lassen.

Eine “Schneekanone” der etwas anderen Art.

Im Illecillewaet Valley unternehmen wir eine kleine Geschichtswanderung zu den Ruinen des Glacier Houses, einem ehemaligen Hotel, dass von einer Bahngesellschaft für ihre Reisenden erbaut wurde: einerseits um Reisen komfortabler zu gestalten, andererseits, um Menschen überhaupt erst zu einer Bahnreise anzuregen. Hier konnten sie sich nicht nur auf Luxusniveau versorgen lassen, sondern auch Ausflüge zum Gletscher machen - für welche das Hotel extra Bergführer aus der Schweiz anwarb. Das Interesse der Kundschaft nahm ab, das Hotel brannte in Teilen nieder - und so gibt es heute nur noch Überreste davon. An anderer Stelle stehen jedoch noch von den Bahngesellschaften errichtete Hotels. Etwas bedrückend ist allerdings die Tatsache, dass der Gletscher damals wohl sehr nah beim Hotel geendet haben muss - und sich seitdem sehr weit zurückgezogen hat.

Abendessen gibt es dann auf einem nahegelegenen Rastplatz mit Blick auf einen Gletscher.

Die kommende Nacht werden wir zur Abwechslung mal in einer (Berg-)Hütte übernachten. Die A. O. Wheeler Hut ist eine Selbstversorgerhütte des Alpine Club of Canada und erinnert ein wenig an eine kleine Alpenhütte - jedoch ohne Bewirtschaftung. Hier hat man das Gefühl, in der Zeit zurückzuspringen, da es lediglich ein außenliegendes Plumpsklo, einen Kamin sowie Gaslampen gibt. Trotz der eher unruhigen Nacht - die Gästeschaft besteht zu einem guten Teil aus quirligen Kindern, die gerne durch die Hütte flitzen und in ihrem Spiel nicht unbedingt Rücksicht auf den Schlaf anderer nehmen; eine Familie hat sogar ihr wenige Monate altes Kleinkind mit eigenem Bett im Matratzenlager einquartiert - sind wir dennoch froh, diese Nacht nicht im Zelt verbracht zu haben, denn trotz Tagestemperaturen von ca. 25 Grad wird es nachts empfindlich kalt.

Unser letzter Stopp im Glacier National Park sind die Bear Creek Falls, die man nach kurzer Wanderung vom Parkplatz aus erreicht.

Nach einer guten Stunde, und einem Mittagessen in Golden, erreichen wir mit dem Yoho National Park den ersten der Rocky Mountain Nationalparks. Um diese wird es dann im nächsten Artikel gehen.