Tag 20 & 21: Vancouver

Am Abend kommen wir bei tollem Licht in Vancouver an und stoppen noch schnell für ein letztes Foto von der Skyline - allerdings vom benachbartem Surrey. Vancouver ist so sehr gewachsen, dass es mit den angrenzenden Städten verschmilzt und sich auch in diesen Downtowns mit Hochhäusern entwickeln.

Wir starten mit der Erkundung Vancouvers nach einem Frühstück in unserem Airbnb. Dazu fahren wir mit dem SkyTrain in die Innenstadt, da unsere Unterkunft doch ein wenig außerhalb liegt - aber eben an einer der paar SkyTrain-Linien.

Die erste Linie des SkyTrains wurde anlässlich der Weltausstellung 1986 fertiggestellt und fährt hauptsächlich oberirdisch mit Blick auf die Stadt, daher der Name. Zwei Besonderheiten des SkyTrains sind, dass er autonom unterwegs ist und durch sogenannte Linearinduktionsmotoren beschleunigt wird - also durch elektrische Wechselwirkung mit auf den Gleisen montierten Aluminiumstreifen anstelle der klassischen, die Achsen antreibenden Elektromotoren. Gut bei schlechtem Wetter und starken Steigungen. Allerdings sind nicht alle Linien nach diesem Prinzip unterwegs.

Los geht es mit dem Stanley Park. Diese 4 km2 große Halbinsel am Rande von Vancouvers Downtown lässt sich am besten mit dem Rad erkunden. Es gibt überall Radwege und die 14 km lange Umrundung ist zu Fuß dann doch eine etwas langwierige Angelegenheit. Wir leihen uns also kurzerhand zwei Drahtesel und beginnen unsere Radtour mit Blick auf Waterfront und Coal Harbour.

Vorbei am Vancouver Aquarium - hierzu später mehr - fahren wir zum Brockton Point Lighthouse und den nahegelegenen Totem Poles. Ein Stopp beim Beaver Lake und dem Prospect Point Light House dürfen ebenfalls nicht fehlen.

Der Radweg führt zumeist direkt am Wasser entlang und bietet einen schönen Ausblick auf Puget Sound. Etwas höher gelegen führt der Stanley Park Drive vorbei an einem großen hohlen Baum, dem Hollow Tree. Dieser ist ein lokales Wahrzeichen und den Einwohnern von Vancouver so wichtig, dass sie ihn, nachdem er aus Altersschwäche immer mehr in Schieflage geriet und schließlich umstürzte, aufwendig wieder aufrichtete. Wir erreichen den letzten Teil der Inselumrundung, hier finden sich einige schöne Strände.

Eigentlich wollten wir die Räder nach der Stanley Park-Runde zurückgeben und mit den Öffis zum chinesischen Garten fahren, jedoch haben wir so Gefallen am Radeln gefunden, dass wir die Räder noch etwas länger behalten und am nördlichen Ufer des False Creek genannten Meeresarms, welcher die südliche Grenze der Innenstadt bildet, entlang fahren. In diesem Teil der Stadt fühlt man sich wie an einer mediterranen Uferpromenade, denn es gibt schöne Strände, viele Boote, Restaurants und sogar Palmen.

Wir biegen kurz vor der Science World und Olympic Center Richtung Innenstadt ab und erreichen Chinatown. Hier befindet sich der kleine, aber schön angelegte Dr. Sun Yat-Sen Classical Chinese Garden. Eingebettet in Chinatown gibt es hier chinesische Häuser, Teiche und sogar eine kleine Werkstatt, in der man sich an chinesischen Schriftzeichen ausprobieren und dazu Grüntee trinken kann. Außerdem lernt mal einiges über das Leben von Dr. Sun Yat-Sen, dem ersten Präsidenten der Republik China.

Unsere zuvor noch in einer chinesischen Bäckerei gekauften Dumplings, Sesame Balls und andere Leckereien dürfen wir hier leider nicht verspeisen - dass machen wir dann im Anschluss im öffentlichen chinesischen Garten nebenan.

Weiter geht es mit dem Fahrrad durch Chinatown in Richtung des nördlichen Ufers der Innenstadt. Ab hier fahren wir entlang des Wassers zum Canada Place und zur Waterfront. Besonders fasziniert uns der dort befindliche “Wasserflughafen”, wo in regelmäßigen Abständen Wasserflugzeuge starten und landen.

Nachdem wir die Räder am frühen Abend zurückgegeben haben, machen wir uns mit dem SkyTrain auf den Weg zum Queen Anne Garden. Hier befinden sich mehrere schön angelegte Blumengärten, das Bloedel Conservatory und ein Aussichtspunkt auf Vancouver Downtown.

Den Sonnenunterrang betrachten wir dann von der Seattle Science World aus.

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg ins Vancouver Aquarium. Dieses ist das größte Aquarium Kanadas und beherbergt die unterschiedlichsten Wassertiere. Besonders angetan haben uns die Quallen, welche im Dunkeln angeleuchtet werden und ein tolles Fotomotiv abgeben - auch wenn es sich ziemlich schwierig gestaltet, Reflexionen zu vermeiden.

Auch die putzigen Seeotter lassen sich gerne länger beobachten. Neben unzähligen Tieren und Pflanzen gibt es auch ein 4D-Kino, in dem man sich eine Dokumentation über die Lachswanderung anschauen kann. Die “vierte Dimension” wird dabei durch Spritzwasser und Wind geschaffen.

Nach dem Besuch im Aquarium machen wir uns auf den Weg Richtung Gastown, dem ältesten Viertel Vancouvers. Der Namen Gastown rührt übrigens nicht etwa von gasbetriebener Straßenbeleuchtung her, sondern geht auf “Gassy” Jack Deighton, einen Dampfschiffskapitän und Barkeeper, der eben hier einen Saloon eröffnete, zurück. Er war bekannt dafür sehr ausführlich und lange zu reden (“gassing”), so entstand der Spitzname und die Bezeichnung “Gassy’s Town” für die Gegend rund um den Saloon.

In Gastown befindet sich auch die berühmte, weltweit erste, mit Dampf betriebene Standuhr. Die Uhr wurde ursprünglich an diese Stelle gestellt, da sich hier ein Auslass von Vancouvers Dampfheizsystem befand und man verhindern wollte, dass sich Obdachlose an dieser Stelle in kalten Nächten ansammeln. Nach einigen Reparaturen läuft die Uhr zwar immer noch mit Dampf, jedoch nicht mehr in der ursprünglichen Form. Die grobe Funktionsweise: eine kleine Dampfmaschine treibt einen Motor an, welcher über einen “Aufzug” Metallkugel nach oben transportiert. Oben angekommen rollen diese in einen zweiten Aufzug, in welchem sie durch die Schwerkraft gleichmäßig absinken und damit das Uhrwerk mit konstanter Geschwindigkeit antreiben - so gesehen ist es also eher eine “Gravitationsuhr” denn eine “Dampfuhr”. Erwähnenswert ist auch, dass sich oben auf der Uhr Pfeifen befinden, welche alle paar Minuten ein kleines und einmal in der Stunde ein großes Pfeifkonzert von sich geben.

Wir laufen weiter nach Downtown, wo sich vor allem Hochhäuser mit Büros und Shoppingcentern befinden. Zufällig stolpern wir noch in den Granville Street Market mit Livemusik, bei dem wir noch etwas verweilen.

Anschließend geht es zurück zur Unterkunft und dann mit dem Auto nach Tsawwassen, wo uns eine Fähre nach Vancouver Island bringen wird.

Eigentlich wäre unser Aufenthalt in Vancouver damit beendet gewesen - allerdings müssen wir eine gute Woche später noch einmal nach Vancouver zurückkehren, um beim deutschen Generalkonsulat ein wenig Papierkram zu erledigen. So sind wir gezwungen unseren Aufenthalt in Banff zu unterbrechen und via Calgary nach Vancouver zu fliegen… Diesen unverhofften Nachmittag verbringen wir dem Besuch des Bloedel Conservatory - hier haben wir ohnehin noch einen Eintritt aus unserem Kombiticket mit dem Aquarium (Tipp: Beide Attraktionen zusammen zu buchen ist günstiger als das Aquarium alleine) übrig - und mit einem Besuch auf Granville Island, Vancouvers “Foodie-Insel”.

Bei dem Conservatory handelt es sich um eine Mischung aus großer Voliere und Gewächshaus. So gibt es tropische Pflanzen und die zugehörigen Vögel zu bestaunen.

Der Weg zur U-Bahn führt uns erneut durch den schönen Queen Anne Garden.

Als Nächstes fahren wir zur - den heute ist “Labour Day” und damit ein gesetzlicher Feiertag in Kanada - einzigen geöffneten öffentlichen Bibliothek, denn wir müssen für unseren Termin morgen erneut etwas ausdrucken. Leider liegt diese nicht im besten Teil von Downtown - wo Vancouvers Drogenproblem krass zu Tage tritt. Es ist schockierend, dass hier mehrere Menschen wie tot auf dem Gehsteig liegen, offen konsumieren, verwirrt Selbstgespräche führen oder extrem gebeugt und nur halb bekleidet Wägen mit ihrem Hab und Gut vor sich herschrieben. Zwar ist die Polizei vor Ort - diese Spätfolgen von allzu freizügigem Verschreiben von Opiaten zur Schmerzbehandlung, daraus folgende Abhängigkeiten und Abwärtsspiralen sowie Drogenmissbrauch im Allgemeinen kann sie aber natürlich auch nicht beheben.

Wir sind froh, wieder im Bus zu sitzen. Diesmal in Richtung Granville Island. Auf Granville Island (eigentlich nur eine Halbinsel) gibt es einige Restaurants und den Public Market - welcher eine Vielzahl kleiner Imbisse und Händlern von Spezialitäten beherbergt. Am besten erreicht man Granville Island mit dem Boot - und so setzen wir kurzerhand mit dem Aquabus über den False Creek Meeresarm.

Zum Sonnenuntergang spazieren wir nun am Südufer des False Creeks entlang, bis wir schließlich kurz vor dem Olympic Center Richtung Süden abbiegen, um nochmal lecker Sushiessen zu gehen, bevor wir wieder in die “Wildnis” (zumindest verglichen mit Vancouver) zurückkehren.

In der Gewissheit, in den ländlichen Gebieten von Kanada und USA erstmal kein gutes Sushi mehr zu bekommen, nutzen wir hier noch einmal die große kulinarische Vielfalt, insbesondere die japanische Community, von Vancouver.

Am nächsten Morgen geht es dann nach dem Besuch des Konsulats und dem Versand der Dokumente in die Heimat direkt wieder zum Flughafen und zurück zu unserem Mietwagen, der in Calgary auf uns wartet.