Tag 16 - 19: Cascades

Der Tag beginnt mit einer paar Erledigungen: Dokumente in der nächsten Bücherei - hier mehr ein Ort zum Arbeiten, wo es Computerarbeitsplätze, Drucker, Meetingräume etc. gibt - ausdrucken und diese anschließend bei der nächsten Postfiliale abschicken.

Dann führt uns unser Weg von Seattle aus auf der US-2 Richtung Osten. Erster Stopp: Burgeressen in Skykomish, einem kleinen Eisenbahnort an einer Ost-West-Bahntrasse.

Dann geht es weiter zu den Deception Falls. Diese sind ganz interessant, da der Fluss hier in einem 90 º Winkel fließt, da er von einem großen Felsen “umgeleitet” wird.

Kurz vor 17:00 Uhr stoppt unsre Fahrt leider unfreiwillig zwischen dem Stevens Pass und Leavenworth. Aufgrund eines Unfalls ist die Straße in beide Richtungen gesperrt und eine Umleitung ist schlicht nicht möglich bzw. würde diese erfordern, dass man deutlich über 100 Km zurückfährt, um zum nur nächsten größeren Kreuzung zu gelangen. Da unklar ist, was genau passiert ist und wann mit einer Aufhebung der Sperrung zu rechnen ist, verbringen wir ein paar Stunden an einem nahegelegenen Fluss mit entspannen und kochen uns etwas zu essen. Hier entschließen wir uns auch, wieder ein paar Kilometer zurückzufahren und im nahegelegenen National Forest zu übernachten. Mittlerweile sind Infoschilder aufgestellt worden, dass erst gegen 22:00 Uhr mit einer Straßenöffnung zu rechnen ist. Je nachdem wann man die Unfallstelle erreicht hat stand man also bis zu knapp sechs Stunden hier - krass. Gut also, dass wir uns nicht für eine Weiterfahrt entschieden haben. Am nächsten Morgen ist der Straßenabschnitt wieder offen, allerdings erwartet uns eine weitere Straßensperrung, diesmal zum Glück jedoch mit einer Umleitung (ironischerweise eine reguläre Baustelle, die am Vortag noch nicht eingerichtet gewesen wäre).

Wir erreichen Leavenworth, das “Bavarian Village”, welches sich zum Ziel gesetzt hat Touristen damit zu locken, dass es hier vermeintlich wie in Bayern ist. Die Häuser sind im alpenländischen Stil (allerdings sind die entsprechenden Stilelemente zumeist aufgemalt, die Gebäude also nicht wirklich authentisch), viele Straßenschilder sind bilingual und es gibt sogar einen Maibaum in der Dorfmitte. Natürlich ist die bayrische Flagge auch häufiger zu finden. Und auch bei den angebotenen Gerichten versuchen die Amerikaner authentisch zu sein, was ihnen bei Gerichten wie Schnitzel (zumindest dem Namen nach) gelingen mag. Sogar die Unterscheidung zwischen Wienerschnitzel und Schnitzel Wiener Art wird beherrscht. Bei der Brezel hört es dann aber auch schon wieder auf: Diese sieht eindeutig zu sehr aus wie ein Weckmann mit Salz in Form einer Brezel als das klassische Laugengebäck. Lustig ist das Dorf jedoch allemal, zumal auch Kaffeehausketten, Supermärkte und Tankstellen mitziehen.

Hinter Leavenworth ändert sich die Landschaft recht schlagartig: statt bewaldeter Berghänge prägen nun hügelige, karge Wiesen mit vereinzelten grünen Oasen in Wassernähe und unzähligen Obstplantagen das Bild.

Am Lake Chelan machen wir einen Halt, um uns im kühlen Wasser zu erfrischen. Der aufgestaute Lake Chelan ist bei den Washingtonians insbesondere im Sommer als Ausflugsziel sehr beliebt, hier kann man nicht nur baden, sondern auch sämtlichen Wassersportarten, u.a. Jetskifahren, nachgehen.

Der nördliche Teil des Sees liegt bereits im North Cascades National Park, welcher unser heutiges Ziel ist. Jedoch ist dieser Teil nur zu Fuß oder mit dem Boot erreichbar - wie überhaupt weite Teile diesen eher unbekannten Nationalparks. Unsere Route führt uns jedoch weiter am Columbia River entlang.

Am Wells Dam picknicken wir und lernen noch etwas über Lachse, ihre Wanderung und Fischtreppen. Ganz lustig ist hier ein Spiel, bei dem man ein in der Fischtreppe aufgenommenes Video sieht und die Anzahl der vorbeischwimmenden Fische zählen muss - was gar nicht so einfach ist, da die Fische auch gerne mal zurückgetrieben werden. Anhand dieser Aufnahmen werden von Wissenschaftlern Informationen über die Art und Anzahl an Fischen im Fluss gesammelt.

Als Nächstes in der 1891 gegründeten - und damit für hiesige Verhältnisse recht alten - Westernstadt Winthrop vorbei.

Die WA-20 führt uns zurück Richtung Westen. Sie ist Teil des Cascade Loop und auch als North Cascade Highway bekannt, denn sie führt um die Cascade Mountains herum bzw. hindurch: einer westlich von den Rocky Mountains gelegenen, sich vom Süden Britisch-Kolumbiens bis Nordkalifornien ziehende Gebirgskette, die in der Frühzeit der USA das letzte große Hindernis auf dem Weg an die Westküste dargestellt hat. Tolle Aussichten ergeben sich vom Washington Pass, aber auch dem restlichen Teil der Strecke.

Wir machen einen Stopp beim Rainy Pass und laufen zum Rainy Lake - zum Glück ohne Regen.

Weiter Richtung Tal kommen wir zum Ross Lake und dem gleichnamigen Aussichtspunkt. Mindestens so sehenswert wie der See selbst ist jedoch die Straße und die Gipfel in der Ferne.

Noch beeindruckender ist der Aussichtspunkt über den Stausee Diablo Lake, insbesondere im Abendlicht. Dennoch werden wir den beiden Aussichtspunkten morgen bei Tageslicht nochmal einen Besuch abstatten.

Mit dem letzten Licht des Tages erreichen wir den Newhalem Creek Campground.

Den folgenden Morgen beginnen wir mit einem Besuch im North Cascades Visitor Center, in dem wir einiges über den Nationalpark lernen. Und auch andere faszinierende Dinge, wie, das Schwarzsegler täglich auf der Suche nach Futter bis zu unglaubliche 950 Km zurücklegen können. Der North Cascades National Park ist aus den 1960er Jahren und gehört somit zu den jüngsten Nationalparks. Seine Grenzen erstrecken sich östlich von Seattle entlang des Gebirges bis an die kanadische Grenze. Die Landschaft ist von über 300 Gletschern geprägt (die meisten kontinuierlichen Gletscher in den “Lower 48”) und durch die Höhendifferenzen zwischen Bergen und Tälern sehr divers an Tier- und Pflanzenwelt. Die Stauseen bieten neben den unzähligen Wander- und Klettermöglichkeiten auch noch Möglichkeiten für Wasseraktivitäten. Der Nationalpark bietet auch einige “Backcountry” Campingmöglichkeiten, manche davon nur per Boot erreichbar.

Wir entscheiden uns für ein erneutes Anfahren der beiden Aussichtspunkte am Ross Lake und Diablo Lake und fahren anschließend hinab zu letzterem.

Der Diablo Lake ist auch bei Tag ein wirklich grandioser Anblick - auch, weil man hier seine, durch viel eingetragenes Sediment verschuldete, Färbung gut sehen kann.

Vorher spazieren wir jedoch noch den Happy Creek Trail entlang.

Das Wasser des Ross Lake ist viel klarer - obwohl dieser in den daruntergelegenen Diable Lake abfließt. Das Sediment muss also über einen anderen Zufluss dorthin gelangen.

Am Westufer des Diablo Lake fährt zweimal täglich eine Fähre zum Ross Dam (betrieben von den öffentlichen Elektrizitätswerken von Seattle, welche auch die drei hiesigen Dämme gebaut haben und betreiben) - von wo aus man über den Diablo Lake Trail oberhalb des Sees zurücklaufen kann - wirklich eine empfehlenswerte Tour.

Der Wanderweg beginnt mit einer Hängebrücke und führt dann oberhalb des Sees durch wunderschöne, mal dichte, mal lichte, Wälder und gewährt ab und zu auch Blicke ins Tal.

Von der Hängebrücke kann man sehr gut sehen, wie das klare Wasser des Ross Lakes bzw. des Skigit Flusses sich mit dem des Diablo Lakes vermischt.

Zurück am Auto “nutzen” wir den restlichen Nachmittag und entspannen am See, bevor wir zurück über den Diablo Dam wieder zum Campingplatz fahren.

Nach einem frühen Abendessen fahren wir nochmal los, zu den Lader Creek Falls, welche sich auf dem Gelände des Gorge Powerhouses befinden, hierzu später mehr. Das Besondere an diesen an sich eher unscheinbaren Wasserfällen ist, dass sie nachts mit bunten Lichtern angeleuchtet werden und so in der Dunkelheit ein schönes Bild ergeben. Als der Park vor über einem halben Jahrhundert angelegt wurde, erwärmte man mittels Strom sogar den Boden, um tropische Pflanzen gedeihen zu lassen - mit der Absicht, zu zeigen, dass mit Strom alles möglich sei.

Wir statten dem Gorge Powerhouse am nächsten Morgen nochmal einen Besuch ab, da es hier eine kleine, aber sehr informative Ausstellung über die drei Stauseen, deren Staudämme und Kraftwerke gibt. Zusammen produzieren diesen einen großen Teil des von Seattle benötigten Stroms auf sehr klimafreundliche Art und Weise. Die Ausstellung erklärt die Stromerzeugung aus Wasserkraft im Allgemeinen und geht besonders auf die hier gelegenen Anlagen ein.

Hiermit beenden wir unseren Besuch im North Cascades National Park und fahren Richtung Kanada, jedoch nicht ohne auf dem Weg in Concrete noch einen Burger bei einem typisch amerikanischen Burgerschuppen zu essen.