Tag 12 & 13: Olympic Nationalpark
Morgens fahren wir von unserem Campingplatz in der Nähe von Aberdeen - Geburtsort von Kurt Cobain, selbsternannte Holzfällerhauptstadt der Welt und “Gateway to the Olympics” - die US-102, ein Teil des Pacific Coast Scenic Byway, Richtung Norden.
Unserer erster Stopp gilt dem Lake Quinault, ein See am südlichen Ende der Olympic Mountains. Hier befindet sich der Big Sitka Spruce Tree, die weltweit größte Sitka-Fichte. Sie misst ordentliche 18 m im Umfang bei einer Höhe von 58 m und ist ca. 1000 Jahre alt.
Von hier aus fahren wir an die Pazifikküste, wo sich auch ein Teil des Olympic National Parks befindet. Die breiten, langen Sandstrände, u.a. der Kalaloch Beach, locken zu ausgedehnten Strandspaziergängen; das aufgepeitschte Meer lädt jedoch nicht wirklich zum Baden ein.
In diesem Teil des Nationalparks befindet sich auch der Ruby Beach, ein Kiesstrand mit viel Totholz: Riesige Redwoodstämme und Felsen machen ihn zu einem schönen Fotomotiv.
Unsere Fahrt entlang der US-102 führt uns in den Westen des Nationalparks, wo sich der Hoh Rainforest befindet. Das Klima ist hier sehr feucht und kühl, was es zu einem perfekten Ort für Moose und Flechten macht. Diese findet man hier überall: Nicht nur auf dem Boden, sondern auch auf Baumstämmen sowie von Ästen hängend.
Die beiden kürzeren Wanderungen Hall of Mosses Trail und Spruce Nature Trail geben einen Einblick in die Vegetation. Hier finden sich auch viele sogenannte “Nurse Logs”. Das sind umgefallene, tote Baumstämme, die von Sprösslingen als Nährstoffquelle und vor allem Bodenersatz verwendet werden. Der Baumstamm wird optimal genutzt und nach und nach zersetzt - so nutzt die nächste generation Wald die vorherige.
Wie es sich für einen Regenwald gehört, fängt es langsam zu regnen an und wir fahren weiter Richtung Forks. Diese Kleinstadt gilt als die verregnetste in den ganzen USA ist wohl den meisten Teenfantasy-Lesern als Wohnort von Bella Swan bzw. dem Handlungsort der Biss-Reihe bekannt 😉. Inzwischen regnet es ziemlich stark und soll dies auch für den Rest des abends tun - daher entschließen wir uns dazu, heute nicht selbst zu kochen, sondern essen zu gehen. Allerdings ist es bereits kurz vor Acht - und damit haben die meisten Lokale entweder bereits geschlossen oder tun dies in Kürze. Burger zum Mitnehmen bekommen wir allerdings noch - und so essen wir eben ganz amerikanisch im Auto.
Der Regen hält an und so schlagen wir unser Lager auf dem Mora Campground im Regen auf. Es regnet die Nacht durch und auch der nächste Morgen begrüßt uns mit Dauerregen. So wird das Zelt eben nass wie es ist im Auto drapiert, damit die Klimaanlage wenigstens ein bisschen Trocknung bewirken kann.
Obwohl wir ein wenig mit der Entscheidung gehadert haben, entscheiden wir uns trotz des Regens die Wanderung am Rialto Beach bis hin zum Hole-in-the-Wall zu machen. Am Strand weht ein böiger Wind und innerhalb auch die beste Regenjacke kann nicht verhindern, dass Hose und Schuhe durchnässen. Hier erweist sich der Poncho als durchaus überlegen - aber auch dieser kann nicht ganz verhindern, dass die ab und zu hervorgeholte Fotoausrüstung unter dem Wetter leidet.
Man sollte meinen, dass das Wetter die meisten Besucher abschreckt - falls dem so ist, dann will man besser nicht bei gutem Wetter hier sein, denn am Strand pilgern doch recht viele Hartgesottene zum Hole-in-the-Wall. Erschwert wird das dadurch, dass das aus dem Wald ablaufende Regenwasser regelrechte Flüsse bildet, die über den Strand fließen.
Bei dem Ziel der Wanderung, dem Hole-in-the-Wall handelt es sich um eine “Brücke”/“Bridge” (also eine besondere Form von einem “Bogen”/“Arch”): ein Loch im Felsen, welches durch das Meer geschaffen wurde. Diese Besonderheit ist nur bei Ebbe sichtbar, was ein gewisses Timing erfordert.
Wieder zurück am Auto wechseln wir in trockene Kleidung und drehen die Klimaanlage voll auf. Mit unserem fahrenden Trockenraum machen wir uns auf den Weg zum nördlichen Teil des ziemlich zerfledderten Olympic Nationalparks: ins Sol Duc Valley. Bei den Salmon Cascades, kleinen Wasserfällen, die die Lachse hochspringen, um zu ihren Laichgebieten zu gelangen, können wir tatsächlich einen einzelnen Fisch beim Hüpfen beobachten. Allerdings gelingt es ihm nicht wirklich die Schwellen zu überwinden - oder er springt sich nur warm und legt erst später richtig los, denn die große Lachswanderung ist hier erst im Herbst zu beobachten. Und auf’s Bild bekommen wir ihn bei seinen Versuchen schon gleich gar nicht.
Zu unserem Glück können wir einfach zu unserem Ziel fahren und müssen dafür keine Wasserfälle hinaufspringen und so kommen wir ganz bequem zum Parkplatz am Ende der Straße, von wo aus wir eine Wanderung zu den Sol Duc Falls machen. Leider, wer hätte es ahnen können, immer noch im Regen.
Weiter geht es, nun Richtung Osten vorbei am Lake Crescent zu den Marymere Falls.
Gegen Abend klart es dann nach über 24 Stunden Dauerregen endlich auf und wir erkunden noch kurz den Hafen von Port Angeles. Über der Straße von Juan de Fuca, welche Washington vom kanadischen Vancouver Island trennt, schwebt ein mystisch anmutender Nebel. Bei klarer Sicht könnte man problemlos bis nach Kanada schauen - heute geht das leider nicht. Aber das macht nichts, die Stimmung ist auch so toll.
Nachdem wir zu Abend gegessen haben, suchen wir im Olympic National Forest nach einem Übernachtungsplatz. Da der Wald recht dicht ist, bleiben uns nur die lichten Streifen neben der Forststraße. Schließlich finden wir jedoch ein Plätzchen und bauen unser Zelt auf.
Der nächste Vormittag führt uns nun, weiter auf der US-102 Richtung Süden. Hier stoppen wir kurz in Jamestown, dem Zentrum des S’Klallam Stammes.
Durch Zufall entdecken wir den Mount Walker, beziehungsweise, dass es auf diesem zwei mit dem Auto erreichbare Aussichtspunkte gibt. Nach einer Viertelstunde Schotterstraße durch den Wald haben wir einen tollen Ausblick auf die, leider etwas wolkenverhangenen, Olympic Mountains, sowie den Puget Sound (das ist der Meeresarm, an dem sich auch Seattle befindet).
Unser letzter Stopp, bevor es nach Seattle geht, ist Olympia*, die Hauptstadt des Staates Washington. In dieser eher beschaulichen Stadt machen wir ein Picnic im Parkt am Wasser und schauen uns danach die wohl mit Abstand bedeutendste Sehenswürdigkeit an: das Washington State Capitol, welches auffällig auf einem Hügel thront.
Am späten Nachmittag werden wir dann Seattle erreichen - aber dazu mehr im nächsten Artikel.