Tag 10 & 11: Mount Rainier Nationalpark

Die Nacht verbringen wir am Lewis River mit nahem, kleinem Wasserfall. Früh am nächsten Morgen werden wir feststellen, dass es sich um einen sehr beliebten Spot für Angler handelt - und diese in aller Herrgottsfrühe anrücken. Allerdings durchaus leise und so sind wir beim Aufstehen doch recht überrascht, den Parkplatz fast gefüllt vorzufinden. In idyllischer Lage können wir unseren neuen Gaskocher ausprobieren und unser Frühstück mit großen Mengen an wilden Brombeeren bereichern.

Im Anschluss geht es auf der WA-12 Richtung Osten zum Mount Rainier Nationalpark.

Wir erreichen, nach einem kleinen Stau beim Parkeingang, das Longmire Visitor Center. Hier befindet sich das Wilderness Center, ein kleines Museum sowie ein Shop und ein Hotel - alles im Stil von historischen Blockhütten.

Diese gigantische Douglasie began 1293 zu wachsen und tat dies, bis sie 1963 gefällt wurde. Währendessen hat sie ziemlich viel erlebt, was mit den Markern bei den jeweiligen Jahresringen festgehalten ist.

Der Mount Rainier ist ein aktiver Vulkan mit der größten Gletscheranzahl in den “Lower 48”, das heißt in den 48 zusammenhängenden US-Staaten - also ohne Alaska und Hawaii (diesen Begriff verwendet man hier gerne, um Superlative zu definieren - die, in der Regel Alaska, ansonsten trumpfen würde). Ganze 25 Gletscher bedecken den Mount Rainier, wobei der Emmons Gletscher der Größte ist - auch in den “Lower 48”. Durch einen Erdrutsch des nahegelegenen Tacoma Peaks ist der untere Teil des Gletschers von einer Geröllschicht bedeckt - dies führt dazu, dass im Sommer weniger des Gletschers abschmilzt, wenn auch leider immer noch genug, um ihn im Jahresmittel schrumpfen zu lassen. In den tieferen Ebenen des Nationalparks befinden sich alte Wälder, wohingegen Richtung Gletscher ein subalpines Klima herrscht.

Nachdem wir uns im Longmire Museum über den Vulkan und seine Gletscher informiert haben, machen wir einen Stopp im Wilderness Center, um nach Walk-up Permits zu fragen. Dies sind Campingberechtigungen (“Backcountry Permits”), die man spontan für die kommende Nacht direkt beim Ranger bekommen kann - also das Gegenstück zu den bereits vorab online gebuchten Permits. Und siehe da, wir haben Glück: Es sind sogar noch einige attraktive Permits vorhanden. Wir entscheiden uns für das Glacier Basin Camp, welches in der Sunrise Area liegt, die sich wiederum im subalpinen Parkteil befindet. Eigentlich wollten wir uns noch die Region Paradise anschauen, welche in den Wäldern unterhalb des Mount Rainier liegt, aber dazu fehlt uns leider die Zeit. Denn die Anfahrt zum Glacier Basin Trail - von wo wir zu unserem Camp wandern wollen - führt einmal quer durch den Park, wird zusätzlich durch Bauarbeiten behindert und deshalb noch ca. 2 Stunden in Anspruch nehmen.

Also entscheiden wir uns, natürlich nicht ohne ein paar Fotostopps, die Steven Canyon Road entlang Richtung Sunrise Area zu fahren. Auf dem Weg machen wir auch noch einen Stopp bei den Narada Falls.

Wir kommen erst spät, ca. 1 Stunde vor Sonnenuntergang, beim White River Campground an, wo der Trail startet und wir unser Auto für die Nacht stehen lassen. Nach einer schnellen Packaktion sind wir mit unseren Campingsachen beladen und machen uns auf den Weg zum Glacier Basin Camp.

Für die 5 km des Glacier Basin Trail brauchen wir fast 2 Stunden, denn es geht ziemlich bergauf. Der Weg führt uns erst entlang des Inter Fork Flusses und dann im Wechsel durch dichte Nadelwälder und blühende Bergwiesen, vorbei an kleinen Bächen und Wasserfällen.

Erschöpft, hungrig und leider im Dunkeln, erreichen wir unser Camp. Nicht ohne ein paar Schreckmomente und viel Lärm, um uns vor Bären und Pumas zu schützen - natürlich sind wir aber keinem von beiden begegnet. Nach einem schnellen Abendessen ziehen wir uns in unser Zelt zurück, nicht jedoch bevor wir noch einige Rothirsche gesehen haben, die so gar nicht scheu zu sein scheinen und direkt neben unserem Zelt durchs Unterholz gestreift sind.

Am nächsten Morgen geht es den gleichen Weg zurück zum Auto - da wir am Vorabend wegen der Dunkelheit jedoch nur wenig gesehen haben macht das gar nichts - und von dort aus, über einige Serpentinen, hoch zur Sunrise Area. Auf dem Rückweg vom Zeltplatz liegt ein unangenehmer Geruch in der Luft: Feuer! Es riecht rauchig und die Sicht auf den Gipfel des Mount Rainiers ist erschwert - allerdings können wir die Herkunft des Rauchs nicht ausmachen und auf dem Weg verflüchtigt er sich auch wieder. Bei der Sunrise Area angekommen ist alles wie zuvor. Hier merkt man direkt das subalpine Klima.

Wir starten unsere Rundwanderung auf dem Sourdough Ridge Trail von dem man, wie der Name schon vermuten lässt, tolle Ausblicke in beide Richtungen entlang des Grats hat.

Wir passieren den Frozen Lake und biegen auf den Wonderland Trail ab. Kleiner Einschub: der Wonderland Trail führt über 136 km und über 1800 hm einmal komplett um den Mount Rainier herum. Hier oben stehen die Wildblumen in voller Blüte, was zu tollen bunten Bergwiesen führt.

Der Shadow Lake, ein kleiner Bergsee, hat kristallklares Wasser und lädt zum Baden ein - das ist hier aber leider verboten 😉.

Gegen Ende unserer 9 km langen Wanderung erreichen wir noch zwei Aussichtspunkte, von denen man einen guten Blick auf den Emmons Glacier hat. Insbesondere kann man das “Portal” sehen, an dem der Gletscher endet und das Schmelzwasser austritt.

Was uns erst im Nachgang klar wird: Die Sunrise Region ist meistens nur ca. 10 Wochen (Juli - September) im Jahr mit dem Auto zugänglich. Was für ein Glück, dass wir die Route so gelegt haben und diesen Stopp für mitte August eingeplant haben.

Wir beenden unsere Tour durch den Mount Rainier Nationalpark mit dem Chinook Pass und Tipsoo Lakes. Hier kreuzt auch der berühmte Pacific Crest Trail (Fernwanderweg von der kanadischen zur mexikanischen Grenze; 6 Monate sollte man wohl rechnen) unseren Weg.

Mit dem Auto geht es dann noch für einige Stunden Richtung Nordwesten an die Küste, da wir die Nacht in der Nähe von Aberdeen (nein, nicht in Schottland) auf einem Campingplatz verbringen werden. Von hier geht es dann weiter in den Olympic Nationalpark, aber dies folgt dann in dem nächsten Blogartikel.