Tag 38 - 40: Yosemite National Park
Nachdem wir in Fresno eine Nacht in einem netten AirBnB verbracht haben, geht es früh los Richtung Yosemite National Park. Bei einem privaten Gastgeber zu nächtigen war durchaus eine nette Abwechslung zu den bisherigen Motels, die fast alle zu großen Ketten oder Franchises gehören und zumeist bestenfalls als zweckdienlich zu bezeichnen sind. So haben wir in einem gemütlichen Zimmer geschlafen, welches der Gastgeber wirklich schön mit den Erinnerungen und Souvenirs eines Aufenthaltes in Japan eingerichtet hat.
Kurz bevor wir den Südeingang des Nationalparks erreichen, machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Goat Meadow Trailhead and Snow Play. Diesen Ort haben wir zuvor auf Landkarte und Satellitenbild als möglichen Übernachtungsplatz ausgekundschaftet. Wir befinden ihn für gut und werden am Ende des Tages zurückkehren.
Nun geht es aber erstmal in den Nationalpark. Der Südeingang befindet sich bei den bekannten Orten Wawona und Mariposa Grove. Von hier aus fährt man eine sehr schöne Straße in Richtung Yosemite Valley. Es geht durch viel Wald, teilweise ist dieser hier in den letzten Jahren abgebrannt. Aber der Wald scheint sich gut zu erholen und vermutlich ist das hier auch ganz normal. In der Abendsonne werden diese Baumskelette dann jedenfalls wunderbar aussehen.
Auf dem Weg kommen wir an vielen Aussichtspunkten vorbei, u.a. dem Tunnel View. Bevor wir jedoch den Tunnel durchfahren halten wir am Straßenrand und kraxeln ein wenig über die Felsen und genießen die grandiose Aussicht.
Angekommen im Yosemite Valley machen wir uns als Erstes auf den Weg ins Wilderness Center, um uns nach Wilderness Permits für den nächsten Tag zu erkundigen. Ursprünglich hatten einen Campingplatz unweit des Valleys gebucht: Da jedoch die direkte Straße von diesem in den zentralen Bereich des Parks wegen eines Erdrutschs vorübergehend gesperrt ist, würde sich die Fahrzeit pro Richtung auf 3h erhöhen - was uns ein wenig zu viel ist. Daher suchen wir einen alternativen Platz für die Nacht. Für die erste Nacht hätten wir mit dem bereits angefahrenen Spot am Südeingang schon etwas gefunden, für die zweite Nacht wäre uns etwas im Park gelegenes dann aber doch lieber.
Im Wilderness Center erfahren wir viel über mögliche Wanderungen und welche Wanderwege überhaupt offen sind. Aufgrund des starken Schneefalls im Winter sind nicht nur einige Straßen gesperrt, sondern auch einige Wanderwege müssen repariert werden und bleiben daher vorerst geschlossen. Wir erfahren auch, dass wir für die normal buchbaren Permits leider zu spät dran ist – was uns nicht sonderlich überrascht. Die gute Nachricht: morgens ab 8 Uhr werden immer die übriggebliebenen, stornierten und nicht am Vortag abgeholten Permits für den jeweiligen Tag auf first-come-first-serve Basis vergeben. Und für die von uns favorisierte Wanderung bzw. den zugehörigen Campingplatz sind noch genau zwei Genehmigungen verfügbar. Daher heißt es also: am nächsten Morgen zeitig aufstehen, um die Permits zu ergattern.
Auf dem Weg raus aus dem Valley zum Übernachtungsplatz halten wir noch an den Yosemite Falls, die aktuell wirklich besonders beeindruckend sind. Denn die besonders starke Schneelast im Winter hat nicht nur Nachteile – sondern versorgt nun beim Abschmelzen die Wasserfälle mit enormen Mengen an Wasser. Eine Schautafel verdeutlicht, dass das keinesfalls ganzjährig der Fall ist.
Auf dem Rückweg stoppen wir nochmal beim Tunnel Overlook sowie an weiteren Stellen, die gute Fotos versprechen.
Am nächsten Morgen fahren wir dann pünktlich zur Öffnung des Wilderness Centers in Wawona und hoffen die letzten beiden Permits für unseren Favoriten – das Little Yosemite Valley zu bekommen. Kurzzeitig sieht es gar nicht gut aus, denn der Ranger erklärt uns, dass die Ausflügler beim Wilderness Center im Valley Vorrang haben und sich dort bereits eine Schlange gebildet hat. Nach viel gutem Zureden und einem Anruf im Valley, bei dem ihm der Kollege bestätigt, dass er diesen “Nachteil” uns gegenüber nicht erwähnt hat und wohl auch aktuell noch keine weiteren Anwärter für die Permits da sind, bekommen wir sie und sind glücklich.
Zum Permit bekommen wir noch eine kurze Einführung, was bezüglich Campieren et cetera alles beachtet werden muss. Denn: der Yosemite NP beherbergt eine vergleichsweise große Schwarzbärenpopulation, weshalb einige Verhaltensregeln beachtet werden müssen. Für uns als Europäer ohne nennenswerte “Bärenerfahrung” durchaus etwas verunsichernd. Aber der Ranger kann uns beruhigen: Es gibt zwar einige Bären, aber diese vermeiden den Kontakt zu Menschen. Außerdem gehören die hier ansässigen Schwarzbären nicht zu den aggressiven Bärenarten. Dennoch gilt es einige Regeln zu beachten: Jegliche Gegenstände mit Duftstoffen müssen nachts in sogenannten “Food Lockers” und “Bear Canisters” verstaut werden. Hierzu zählen also jegliche Lebensmittel (auch Konserven und andere original verpackte Lebensmittel), Abfälle und auch Kosmetik wie bspw. Zahnpasta und Shampoo. Zum Glück hat unser Campingplatz einen festen Food Locker, sodass wir keine extra Bärenbox mitnehmen müssen.
Angekommen beim Curry Village Parking heißt es also erstmal Auto ausräumen und besagte Dinge in die vorhandenen Food Locker zu verfrachten – das Auto hatten wir vorausschauenderweise schon in Bakersfield bei der Autowäsche von Krümeln befreit.
Wir packen unseren Rucksack mit allem, was wir für eine zweitägige Wanderung und eine Nacht benötigen. Dazu gehört auch Trinkwasser für zwei Tage (wir haben leider immer noch keinen Wasserfilter – hier wäre er Gold wert!), was doch recht schnell das Gewicht des Rucksacks in die Höhe treibt.
Dann machen wir uns gut bepackt auf den Weg zum Little Yosemite Valley. Von der Shuttlebushaltestelle Happy Isles geht es dem Mist Trail folgend langsam den Berg hinauf. Trotz des asphaltierten Pfades wird es aufgrund der starken Steigung schnell anstrengend. Insgesamt haben wir heute ca. 700 Höhenmeter auf etwa 14 km vor uns - allerdings eben mit Gepäck.
An der Vernal Fall Foodbridge kann man einen ersten Blick auf den gleichnamigen Wasserfall erhaschen. Bis hier laufen die meisten Besucher, weshalb es einen kleinen Pausenplatz mit Trinkwasser und Toiletten gibt. Danach wird der Weg spürbar leerer und führt nun als ausgetretener Pfad entlang des Wassers. Hier hat man auch einen schönen Blick auf den Ililouette Fall am gegenüberliegenden Hang.
Je näher wir an den Vernal Fall kommen, desto nasser werden wir und der Weg. Denn die großen Wassermengen des Wasserfalls werden zu einem kräftigen Sprühnebel verweht und so landet eine Menge Wasser auf dem Weg und somit auch auf den Wanderern.
Wir haben zwar Regenjacken dabei, aber unsere Hosen und Schuhe sind dennoch nach kurzer Zeit vom Wasser durchtränkt. Oben am Wasserfall angekommen sind wir ziemlich nass - aber der Blick entschädigt allemal für das nasse Unterfangen. Wir machen eine Pause und lassen unsere Sachen auf den warmen Felsen trocknen - was besser und schneller funktioniert als erwartet.
Mit etwas Bangen machen wir uns in nur noch leicht feuchter Kleidung auf den Weg zum nächsten Wasserfall: dem Nevada Fall. Hier haben wir mehr Glück: Uns erwartet nur ein ganz leichter Sprühnebel, nichts im Vergleich zu davor. Der Weg beschert uns viele schöne Ausblicke und die stürzenden Wassermassen sind einfach gigantisch!
Oben angekommen biegen wir nicht nach rechts zum oberen Ende des Nevada Fall ab, sondern nach links ins Little Yosemite Valley, wo wir die Nacht inmitten riesiger Nadelbäume verbringen werden. Hier startet man auch den Aufstieg zum Half Dome, neben dem El Capitan der vermutlich berühmteste Fels im Park.
Wir begnügen uns jedoch mit der Ansicht des Half Dome von unten. Von ganz unten im Tal kann man auch gut sehen, woher der Name des steil aufragenden Riesen stammen wird: “Dome” ist hier ein gängiger Namensbestandteil für einen stumpfen Berg und der Half Dome sieht einfach aus wie eine halbe Kuppel
Das Gebiet des Campingplatzes erstreckt sich in einem lichten Wald hinein; ein paar kleine Grasflecken zwischen Baumriesen. Er ist wirklich idyllisch und dadurch, dass die aufgestellten Zelte recht verteilt sehen hat man fast das Gefühl, dass man alleine in der Natur wäre. Wirklich sehr schön. Allerdings sind einige Bäume umgestürzt; man muss sich also etwas kletternd seinen Platz aussuchen und auch erstmal einen Platz finden, bei dem die Bärenbox nicht von einem Stamm zerdrückt wurde :see-no-evil:.
Irgendwie haben wir aber auch etwas Angst, dass uns auf die letzten Tage unserer Reise dann doch noch ein Bär besuchen und sich an unseren Vorräten vergreifen könnte … Nach ruhigen Nacht ohne Bärenbesuch bekommen wir dann noch Besuch beim Frühstück - allerdings nicht von einem Bären, sondern von einer neugierigen und nicht gar-nicht-so-schüchternen Gruppe Rehe.
Wir packen zusammen und machen uns an den Abstieg zurück zum Auto. Zuerst marschieren wir nun zum oberen Ende des Nevada Fall, machen viele Fotos - was gar nicht so einfach ist, da der Wasserfall kaum ganz aufs Bild zu bekommen ist - und folgen dann dem Fernwanderweg John Muir Trail - nur um festzustellen, dass dieser Abschnitt leider gesperrt ist. Also laufen wir zurück zum Mist Trail und nehmen bis zum Vernal Fall den vertrauten Weg.
Da die Landschaft aber einfach so grandios ist und man ja nun in die entgegengesetzte Richtung schaut, wird auch dieser nicht langweilig.
Um jedoch einem erneuten Vollbad zu entgehen, biegen wir nun erneut auf den an dieser Stelle wieder offenen John Muir Trail ab. Dadurch müssen wir zwar ein paar Höhenmeter mehr gehen, aber haben auch einen schönen Ausblick auf die Wasserfälle von oben.
Aufgrund des verlängerten Wochenendes des Memorial Day sind die Wanderwege von Menschen übervölkert und überall finden sich Ranger und freiwillige Sanitäter, die im Ernstfall erste Hilfe leisten. Eine gute Sache, da die Bandbreite der verschiedenen Fitnesslevel hier doch sehr groß ist. Für die von uns besuchten Nationalparks kann man durchaus sagen, dass auch sehr unsportliche Menschen einen Großteil der bekannten Sehenswürdigkeiten besuchen können, ohne sich zu verausgaben.
Am Parkplatz angekommen, sehen wir dann auch wo die ganzen Menschen herkommen bzw. wo sie ihre Autos geparkt haben: überall. Beispielsweise auf dem Grün des Picknickplatzes oder einfach vor anderen Autos in zweiter Reihe – hier dürfen wir dann auch noch Yosemite-eigenen Abschleppdienst in Aktion erleben und unterhalten uns mit anderen Deutschen, während deren Wohnmobil für die Weiterfahrt “freigeräumt” wird.
Bevor wir jedoch selbst weiterfahren, legen wir unser Gepäck ins Auto und fahren mit dem Shuttlebus zum Mirror Lake, um dort noch eine kleine Runde am See entlangzuspazieren.
Nun wieder mit dem Auto unterwegs fahren wir durchs Valley zum Bridalveil Fall und der Wasserfall erinnert tatsächlich an einen Brautschleier - auch wenn das vermutlich viele tun. Dennoch: eine sehr schöne, aber auch recht nasse Angelegenheit, denn das Wasser fällt mit solcher Wucht ins Tal, dass der Sprühnebel sehr weit getragen wird.
Abends verlassen wir dann den Yosemite National Park durch El Portal entlang des Merced Rivers, welchen wir bereits in Form des Vernall Fall und Nevada Fall erleben durften, in Richtung Bay Area.
Unser Abendessen nehmen wir auf dem Weg in einem sehr leckeren Burgerrestaurant ein. Was wir jedoch unterschätzt haben: hier in der Gegend gibt es kein Public Land und das Land wird bewirtschaftet und ist umzäunt. Zwar gibt es ein paar Campingplätze - diese sind jedoch entweder belegt oder rufen Wucherpreise auf. Die Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltet sich somit zum ersten Mal in diesem Urlaub etwas schwieriger. Aber auch dieses Problem bekommen wir gelöst: Aus der Not heraus entscheiden wir uns dazu, einfach im Auto auf einem Parkplatz an der Landstraße zu übernachten. Zum Glück haben wir ein großes Auto und so ist schnell Platz geschaffen für zwei Matten.