Tag 31 - 33: Zion Nationalpark

Nachdem wir heute bereits vom Bryce Canyon, über den Red Canyon in den Coral Pink Sand Dunes State Park gefahren sind, nähern wir uns nun am Nachmittag dem meistbesuchten Nationalpark im Westen der USA (nur noch getoppt vom Smokey Mountains National Park im Osten) über den östlichen Parkeingang. Auf der Scenic Route fahren wir durch eine felsige Landschaft, die wieder ganz anders ist als alle, die wir bisher durchfahren haben: Die Flanken der Felsen erinnern farblich an den Bryce Canyon, allerdings gibt es keine Hoodoos. Sie sehen aus wie abgeschliffen und sind nicht bewachsen.

Wir parken unser Auto am Straßenrand, um zum Canyon Overlook zu wandern. Von hier aus hat man einen tollen Blick in den Pine Creek Canyon Richtung Zion Canyon: Am Rand des Felsens stehend geht es ziemlich tief hinab in ein von steilen Felswänden umgebenes Tal, welches durch die Einrahmung an drei Seiten wie eine Sackgasse wirkt - denn der namensgebende Pine Creek windet sich stromaufwärts durch eine sehr schmale, tiefe Schlucht und hat erst ab hier ein sehr breites Tal geschaffen.

Diese Schlucht ist so eng, dass die Straße ihr nicht folgt, sondern stattdessen durch einen historischen Tunnel in der Felswand verläuft und erst weiter unten im Tal wieder zutage tritt und über etliche Serpentinen das Tal des Zion Canyon erreicht.

Von hier hat man nochmal einen tollen Blick auf den Canyon Overlook (am rechten Rand), auf dem wir vorhin erst gestanden haben. Und nun sieht man hier auch den sich entwickelnden Ansatz eines Arches.

Im eigentlichen, vom Virgin River geschaffenen, Zion Canyon angelangt, unternehmen wir einen Spaziergang entlang eben dieses Flusses und lassen uns die, hinter dem Watchman versinkende, Sonne nicht entgehen. Schließlich ist dies eines der meist fotografierten Motive hier im Park - wenn auch vermutlich eher einer einfachen Zugänglichkeit als eines unvergleichlichen Anblicks wegen.

Mit einsetzender Dunkelheit verlassen wir den Nationalpark, um uns im Gebiet des Smithsonian Butte einen Schlafplatz zu suchen. Die Campingplätze innerhalb des Parks waren leider entweder geschlossen, weit im Voraus ausgebucht oder “first come, first serve”. Nahe dem Park gibt es aber vom BLM verwaltetes Public Land - hier zu zelten wurde uns zudem auch von einem Amerikaner im Arches National Park empfohlen. Die nicht asphaltierte Straße mit dem etwas sperrigen Namen Smithsonian Butte Scenic Back Country Byway führt uns hinauf auf den Wire Mesa, von wo man einen tollen Blick ins Tal Richtung Springdale und Nationalpark hat. Etwas abseits der Straße, direkt am Rand der Mesa, schlagen wir unser Zelt auf. Hier, fernab der Stadt, lassen sich wieder einige Sterne beobachten und wir sind immer wieder beeindruckt, wie viele davon man sehen kann, wenn es nur dunkel genug ist und keine größeren Städte in der Nähe den Nachthimmel “verschmutzen”.

Der nächste Morgen beginnt früh, da man im allergrößten Teil des Zion NP nicht mit dem eigenen PKW fahren darf, sondern stattdessen einen kostenlosen Shuttlebusservice nutzen kann - man dafür aber einen Platz auf einem der Parkplätze beim Haupteingang bzw. Visitor Center finden muss. Und diese halten dem Besucheransturm nur sehr kurz stand - kommt man später, so muss man zu horrenden Gebühren außerhalb des Parks in Springdale parken.

Wir kommen gegen 9 Uhr an und haben noch Glück. Nach einem kurzen Fußmarsch kommen wir zur Bushaltestelle, an der schon einige andere Touristen darauf warten, in den Zion Canyon gebracht zu werden.
Wir ergattern einen Sitzplatz und fahren mit dem Bus bis zur Endhaltestelle: Temple of Sinawava. Dort unternehmen wir einen Spaziergang entlang des Riverside Walk zu den berühmten Zion Narrows. So werden die engen Kehren im oberen Verlauf des Zion Canyons bezeichnet. Leider kommen wir nur bis zum Beginn dieses Abschnitts - denn die Narrows selbst sind vollkommen überflutet und unmöglich zu betreten. Generell können die Narrows kaum trockenen Fußes durchquert werden. Von einem “sicheren” Pegelstand sind wir jedoch weit entfernt. Wirklich überraschend ist das aber nicht, wenn man auf die enormen Wassermengen schaut, die der Virgin River gerade führt. Einen “jungfräulichen” Eindruck macht dieser rauschende, braune Strom zurzeit allerdings nicht wirklich. Daher geht es für uns schlicht wieder zurück zur Bushaltestelle und weiter zur nächsten Station.

Unser nächstes Ziel ist der Weeping Rock. Der Fels trägt diesen Namen, da Wasser etwas oberhalb aus dem Gestein austritt und in kleinen Rinnsälen am Stein hinabläuft. Es sieht also so aus, als würde der Fels weinen.

Leider merkt man durchaus, dass dieser Nationalpark zu den beliebtesten der USA gehört: überall finden sich Menschenmassen und an den Bushaltestellen, sowie manchen Wanderwegen, bilden sich Schlangen. Unglücklicherweise ist Zion nicht nur bei Besuchern beliebt, diese verteilen sich auch einfach schlecht auf den Park, da sich die allermeisten Sehenswürdigkeiten entweder direkt an der zentralen Busroute befinden oder die Wanderwege von dort abgehen. So fragwürdig es auch sein mag mit dem eigenen Fahrzeug einen Nationalpark zu erkunden, so sehr trägt es doch auch zu einer Verteilung und Individualisierung bei. Den Ansturm in der Hauptsaison wollen wir uns lieber nicht vorstellen. :see-no-evil:

Leider ist auch auf der Wanderung zu den Emerald Pools die Hölle los. Aufgrund einer Brückensperrung bei der Zion Lodge sind die Wasserfälle nur noch über wenige Wege erreichbar - dementsprechend viele Menschen bevölkern den schmalen Pfad. Wir starten bei The Grotto und laufen über den Kayenta Trail in Richtung der Emerald Pools. Das Ensemble setzt sich aus den Lower, Middle und Upper Emerald Pools sowie den zwei dazwischen befindlichen Wasserfällen zusammen.

Umso erstaunlicher, dass wir trotz der vielen Menschen noch Tiere wie diese, sich in einem Kakteenfeld versteckende, Schlange finden.

Die Wasserfälle an sich sind wenig spektakulär, die Umrahmung durch viele Bäume und die roten Felsen machen den Besuch dennoch lohnenswert. Wir würden uns wünschen, dass der Virgin River ein bisschen weniger, die Wasserfälle ein bisschen mehr Wasser führen würden. 😉

Unser Rückweg führt uns über den weniger überlaufenen Sand Bench Trail und so endet die circa 6.5 km lange Wanderung beim Court of the Patriarch Overlook.

Erneut verlassen wir den NP und beenden diesen Tag mit einem Burger in Springdale – der Stadt, welche sich direkt am Haupteingang des Parks befindet. Zum Übernachten kehren wir einfach zum selben Platz zurück, an dem wir bereits die letzte Nacht verbracht haben - hier hat es uns einfach sehr gut gefallen.

Für den nächsten Tag haben wir uns das zweite Highlight des Nationalparks neben den Narrows, die ja leider wegen hohem Wasserstand nicht zu begehen sind, vorgenommen: Angels Landing. Dieser Berg, welcher mit fast senkrechten Flanken wie eine Wand aus dem Zion Valley aufragt, ist nur über eine abenteuerliche, gar nicht so ungefährliche, Gratwanderung zu erreichen. Angeblich rührt der Name daher, dass sein “Entdecker” den Gipfel des Berges für so unerreichbar hielt, dass nur ein Engel dort landen könne. So ragt Angels Landing mitten aus dem Canyon und ermöglicht so tolle Rundumblicke in beide Richtungen des Tales. Es hat lange gedauert, bis man einen für “Normalos” begehbaren Weg zum Gipfel gefunden bzw. geschaffen hat.

In vielen Quellen wird die Wanderung als abenteuerlichste Amerikas bezeichnet. Auch wenn sie das sicherlich nicht ist (lediglich als T4 klassifiziert, was “Alpinwandern” entspricht), so ist doch gerade der letzte, nur mit einem Stahlseil gesicherte, Abschnitt entlang eines steilabfallenden Grates sehr spektakulär - und eben verhältnismäßig schnell und einfach für die breite Masse zu erreichen. Dank Instagram, Reiseführern und Reiseblogs hat es Angels Landing so auf die “Bucketlists” ganz vieler in- und ausländischer Touristen geschafft. Mit dem Ergebnis, dass die Route in den letzten Jahren teils so überlaufen war, dass sich quasi eine Schlange hinauf zum Gipfel gebildet hat. Daher wurde nun der Zugang begrenzt. Dies ist sicherlich eine sinnvolle Maßnahme, um Unfälle und Abstürze durch waghalsiges Drängeln und Überholen am Seil zu verhindern.

Blick auf Angels Landing von Süden aus.

Allerdings ist der Zugang nun nur noch mit einem zuvor in einer Lotterie gewonnenen Ticket möglich. Die Wahrscheinlichkeit auf ein solches ist leider recht gering - und noch viel geringer, wenn man den Aufstieg nicht bereits Monate im Voraus geplant hat und daher erst an den Lotterien am jeweiligen Vortag teilnehmen kann. Hier hatten wir es zweimal versucht - allerdings gehörten wir nicht zu den Glücklichen. Nicht nur, dass es doch recht bitter ist, den Berg von unten zu sehen und mangels Glück bei einer Lotterie nicht hinauf zu dürfen - es ist zusätzlich unschön, dass überall der Aufstieg als tolles Abenteuer angepriesen wird.

Darauf hoffend, dass es uns letztlich vielleicht doch noch irgendwie gelingen wird Zugang zum letzten Abschnitt zu erhalten und nicht - das Ziel vor Augen - umkehren zu müssen, machen wir uns auf den circa 7 km langen Weg. Über den West Rim Trail, einer sehr steilen Wanderung mit vielen Serpentinen (den nach dem damaligen Parkdirektor benannten Walter‘s Wiggles).

Da bei den Lotterien immer nicht-namengebundene Tickets für eine ganze Gruppe vergeben werden setzen wir nun unsere Hoffnung darauf, dass letztlich doch nicht alle Gruppenmitglieder anwesend sind und wir deren Plätze einnehmen können. Wir sprechen eine der vielen vorbeiziehenden Grüppchen an, jedoch ohne Erfolg. Ein wenig frustriert spielen wir unsere letzte Karte aus: Wir haben Stift und Papier dabei und schreiben uns einfach einen Zettel, mit dem wir uns an den Wegesrand sitzen. Und es dauert auch nicht lange, bis wir zwei freie Plätze angeboten bekommen. Es ist also unbedingt zu empfehlen, sich nicht von der Lotterie abschrecken und entmutigen zu lassen.

Aus Neugier frage ich den, die Tickets kontrollierenden, Ranger, wie viele Permits sie denn pro Tag vergeben: so circa 600-700. Seine Schätzung, wie viele Teilnehmer es bei den Lotterien gibt: vermutlich mehr als zehnmal so viele.

Der Weg entwickelt sich schnell zu einem Klettersteig. Und wenn man bedenkt, dass sich hier niemand anseilt, so ist es nicht verwunderlich, dass es regelmäßig zu Todesfällen kommt. Für ungeübte, nicht absolut trittsichere Wandernde oder Menschen mit Höhenangst ist der Weg definitiv nicht zu empfehlen. Für begeisterte Wanderer/Kletterer ist er allerdings keine wirkliche Herausforderung, sondern aufgrund der tollen Landschaft einfach ein Traum.

Der Weg führt mit kurzen Kletterpartien bis zur Spitze von Angels Landing, dort angekommen, genießen wir erstmal den tollen Ausblick. Zwar ist der Gipfel mit einer Höhe von 1764 m nicht sonderlich hoch gelegen - das beeindruckende ist jedoch, dass es bis zum unten im Tal verlaufenden Virgin River mehr als 400 m fast senkrecht nach unten geht. Nach etwas Zeit bilden sich in der Ferne Gewitterwolken und wir machen uns zügig, aber ohne Hast, auf den Rückweg. Kurz bevor wir wieder auf den West Rim Trail stoßen, fängt es zu regnen und gewittern an. Da sind wir froh, uns nicht mehr an einem Stahlseil festhalten zu müssen. Der Schauer ist jedoch von kurzer Dauer, sodass wir schnell wieder hinab ins Tal absteigen können.

Nachmittags wandern wir dann noch über den Watchman Trail hinauf zum Watchman Overlook. Von diesem am Taleingang befindlichen Berg hat man einen Blick auf Springdale und das Visitor Center. Die circa 5 km lange Wanderung selbst ist allerdings etwas langweilig und - vermutlich auch nach diesem Vormittag - nicht so beeindruckend. Allerdings findet sich am Wegesrand doch immer mal wieder schöne Flora und auch ein Reh bekommen wir aus nächster Nähe zu Gesicht.

Das kennt man auch von zu Hause: Das Berühren bestimmter Partien der Statue scheint Glück zu bringen. Welche Stellen das sind kann man gut daran erkennen, dass sie durch das ganze Anfassen auf Glanz poliert wurden.

Nach zwei Tagen im Zion National Park verlassen wir diesen nun Richtung Hurricane und St. George. Wir erreichen das vom BLM verwaltete Red Cliffs National Conservation Area am späten Nachmittag und genießen, vom mitten in der Landschaft aufgestellten Klappstuhl aus, den Sonnenuntergang über einer roten Felswüste. Anschließend schlagen wir hier unser Zelt auf.