Tag 29 - 31: Bryce Canyon

Nach der Wanderung zu den Lower Calf Creek Falls fahren wir mittags weiter auf dem Scenic Byway 12 in Richtung des Bryce Canyon National Park. Auf dem Weg machen wir noch einen Verpflegungsstopp in Escalante und halten an ein paar Aussicht- und Informationspunkten des Highways. Dieser führt durch eine wirklich beeindruckende Landschaft, die bis 1872 noch einen großen weißen Fleck auf der Landkarte der USA darstellte. Erst über die nächsten Jahre sollte dieser Landstrick sukzessive kartografiert werden.

Diese “Badlands” gehörten in den 1870ern zu den letzten nicht-kartografierten Gebieten der USA. Aber nicht nur das macht sie besonders - sondern auch ihre geologische Zusammensetzung, die Fossilien besonders gut konserviert hat. So hat man hier in der Kaiparowits Formation Fossilien von mehr als 100 verschiedenen Wirbeltierarten gefunden. Darunter Tyrannosaurus Rex, Velociraptoren und 40 ft (ca. 12 m) lange Krokodile.

Wir erreichen das östliche Ende des Nationalparks, parken beim Mossy Cave Trailhead und machen dann eine kurze Rundwanderung auf dem Mossy Cave Trail. Die Wanderung führt uns zur Mossy Cave, einer “saisonalen Tropfsteinhöhle”, in welcher normalerweise bis in den Frühsommer hinein “Stalaktiten” aus Eis zu finden sind. Leider sind jene dieses Jahr wohl schon früher geschmolzen und so finden wir lediglich einen gänzlich unspektakulären Felsüberhang, unter dem ein wenig Moos gedeiht.

Aber das macht nichts, denn der Weg entlang des Tropic Ditch gibt einen guten Vorgeschmack auf die grandiosen Felsformationen des Bryce Canyon NP. Beim Tropic Ditch handelt es sich um einen künstlich angelegten Kanal, um die gleichnamige, neu-gegründete Stadt Tropic östlich des Parks zu bewässern. Der Kanal wurde 1889 vom Severe River abgezweigt, welcher auf der westlichen Seite des heutigen Parks liegt. Nach drei Jahren hatte man ohne Maschinen einen 16 km langen Kanal gegraben und die Zukunft von Tropic war gesichert.

Unsere Wanderung führt uns auch zu einem kleinen Wasserfall, von dem aus man auch einen schönen Blick auf den Turret Arch und Little Windows hat. Von hier aus spazieren wir zurück zum Auto. Die Landschaft hier ist wirklich toll: mehrfarbiger Sandstein mit einem lachsfarbenen Einschlag, dazwischen grüne Vegetation. Ein Traum.

Mit dem Auto geht’s nun vorbei an Bryce Canyon City - eher eine Ansammlung von Hotels gastronomischen Angeboten als ein wirklicher Ort - durch den Haupteingang in den Nationalpark und zum Sunset Point. Von dort aus schauen wir uns den atemberaubenden Ausblick auf das natürliche Amphitheater des Bryce Canyon an, welches durch Erosion des östlichen Paunsaugunt Plateaus entstanden ist. Der Bryce Canyon ist kein Canyon im eigentlichen Sinne, da kein Gewässer den Fels abgetragen hat, sondern die Formationen durch viele, viele “Frier-Tau-Zyklen” entstanden sind. Immerhin befindet sich der Park auf 2400 m bis 2700 m Höhe - dementsprechend kalt wird es hier. Es haben sich einzigartige Felsstrukturen - unter anderem säulenartige Felsnadeln, hier bekannt als “Hoodoos” gebildet. Aufgrund der vielen Steinschichten im Plateau und unterschiedlichen Erosionsgeschwindigkeit, finden sich Hoodoos in Rot, Gelb, Weiß, Lachs und Rosa; mal gestreift, mal einfarbig. Ein einzigartiger Anblick.

Nach einem ausführlichen Fotostopp am Sunset Point führt uns der Navajo Loop Trail mitten in das Amphitheater. Wir kommen an Najavo Loop Two Bridges vorbei und halten uns dann links, um auf den Queens Garden Trail zu gelangen. Der Weg schlängelt sich durch unzählige Hoodoos und durch kleine Tunnel.

Der Trail ist benannt nach einem Hoodoo, welcher, mit etwas Fantasie, tatsächlich etwas an Queen Victoria erinnert.
Der Bryce Canyon: welch’ eine großartige Landschaft!

Gegen Abend erklimmen wir den Weg zurück hinauf zum Rand (“Rim”), um dort nochmal den tollen Ausblick zum Sonnenuntergang am Sunrise Point zu genießen. In der Dämmerung spazieren wir zurück zu unserem Auto, um nach einem Abendessen in einem Motel außerhalb des NP zu übernachten.

Am Morgen machen wir uns nun früh wieder auf den Weg zum Nationalpark, um einen Platz auf dem einem der angegliederten Campgrounds zu ergattern. Zwar könnte man im, den Park zumindest teilweise umschließenden, Dixie National Forest auch frei und kostenlos stehen - aber zu wissen, wo man abends schläft, eine gerade Fläche, einen Tisch und eine Toilette zu haben, hat durchaus auch seine Vorzüge. Aufgrund der Höhe des NP ist es aktuell nachts noch relativ kalt (die Temperaturen bewegen sich um den Gefrierpunkt herum), tagsüber mit 10°-15° jedoch ganz in Ordnung. Hier beginnt die Hauptsaison erst später im Jahr und somit operieren die Campgrounds größtenteils noch auf First-Come-First-Serve-Basis. Gut für uns, da wir so erfolgreich einen Platz auf dem North Campground finden. Nachdem wir uns angemeldet und gefrühstückt haben, machen wir uns erneut auf den Weg zum Sunset Point.

Hier wandern wir, wie tags zuvor, den Najavo Loop Trail vom Rim hinunter ins Amphitheater. Eigentlich wollen wir hier den bekannten Wallstreet Trail begehen, dieser ist jedoch während unseres Besuchs aufgrund von Reparaturarbeiten gesperrt. Angekommen im Amphitheater halten wir uns diesmal rechts und biegen auf den Peek-a-boo Trail ab. Dieser Trail ist ein Rundweg, da wir jedoch nur eine Richtung laufen möchten, entscheiden wir uns für den linken (westlichen) Teil.

Wir kommen unter anderem an den folgenden, besonders auffälligen, Hoodoos vorbei: The Cathedral und Hindu Temples. Nach etwas mehr als der Hälfte des Peek a boo Trails biegen wir auf den Peek a boo Connector ab, um wieder auf den Rim aufzusteigen. Oben angekommen erwarten uns tolle Ausblicke am Bryce Point.

Leider ist das Wetter im Laufe des Vormittags doch eher wechselhaft geworden, weshalb wir in einem ständigen Wechsel unsere Regenjacken an- und ausziehen. Zurück zum Sunset Point geht es über den Rim Trail, welcher, wie der Name schon sagt, direkt an der Abbruchkante entlang führt und immer wieder großartige Ausblicke auf das Amphitheater bietet, beispielsweise am Inspiration Point.

Wieder zurück am Sunset Point machen wir uns wieder mit dem Auto auf den Weg, denn wir wollen heute noch an das südliche Ende bis zum Rainbow Point und Yovimpa Point fahren. An der Strecke machen wir natürlich noch einige Stopps an Aussichtspunkten, unter anderem der Natural Bridge und dem Ponderosa Canyon.

Blick auf den Swamp Canyon.

Beim Farview Point werden wir Zeugen eines “Truthahn-Angriffs”…

Die Bryce Natural Bridge - welche vermutlich gar keine Bridge ist, sondern ein Arch, da sie nicht durch ein darunter fließendes Gewässer entstanden ist.

Am Agua Canyon Overlook fragt man sich, wie es möglich ist, dass auf einem aufragenden Felsen Bäume wachsen, deren Samen normalerweise nicht vom Wind verweht werden. Vermutlich sind hierfür Vögel verantwortlich, die die Samen als Vorrat versteckt und später nicht verwendet haben.

Blick in den farbenfrohen Ponderosa Canyon.
Yovimba Point, der südlichste Aussichtspunkt im Park, bietet einen tollen Blick auf die verlängerte Abrisskante, durch deren Erosion auch das große Amphitheater des Parks entstanden ist.

Am Rainbow Point, dem höchstgelegenen Aussichtspunkt im Park, angekommen, sind wir überrascht, welchen Unterschied die zusätzlichen knapp 400 hm zwischen hier und dem Rest des NP ausmachen, denn hier sind noch einige Schneereste zu finden. Die in Summe circa 50 km lange Fahrt lohnt sich allemal, man hat nochmal sehr schöne Ausblicke in das Tal Richtung Nordosten und Süden.

Wir beeilen uns, um zum Sonnenuntergang wieder zurück am Sunrise Point zu sein.

Nachdem die Temperaturen tagsüber ganz angenehm waren, fallen sie nach Sonnenuntergang rasant und wir ziehen uns nach einem schnellen Abendessen auf dem Campingkocher schnell in unser Zelt zurück.

Um 05:45 geht es am folgenden Tag zum Sonnenaufgang am Inspiration Point. Anders als der Name vielleicht vermuten lassen würde, ist der Sunrise Point nicht in der “Liste der empfohlenen Aussichtspunkte” für den Sonnenaufgang. Dafür steht er aber in der Liste der Spots für Sonnenuntergänge. Und umgekehrt wird der Sunset Point für Sonnenauf- aber nicht für Sonnenuntergänge empfohlen. Alles etwas verwirrend … 😉. Dort angekommen zeigt das Thermometer des Autos knackige 1 °C an, aber nach 5 Minuten Fußmarsch den Hügel hinauf ist einem dann auch wieder warm.

Heute haben wir Glück, keine Wolken versperren den Blick auf den Sonnenaufgang. Das entschädigt allemal für die Uhrzeit und die Temperaturen.

Sonnenaufgang vom Upper Inspiration Point aus.

Nach dem Sonnenaufgang geht’s zurück zum Zelt für ein Frühstück und um unseren Platz zu räumen. Bevor wir den Bryce Canyon NP verlassen, stoppen wir noch für ein Souvenir beim Visitor Center und machen einen kleinen Spaziergang am Fairyland Point.