Tag 27 - 29: Scenic Byway 12 und Grand Staircase-Escalante National Monument

Morgens geht es nach einem sehr leckeren, und für amerikanische Verhältnisse sehr gesunden, Frühstück Richtung Boulder. Hierfür biegen wir in Torrey auf die Utah State Route 12 ab. Diese ca. 200 km lange Straße verläuft von Torrey bis hin zum Bryce Canyon und ist aufgrund der großen Höhendifferenzen und geologischer Formationen unglaublich reich an landschaftlicher Vielfalt. Führt sie von Torrey kommend zuerst über einen 9600 ft (ca. 2.926 m) hohen Pass, so folgt sie nach Boulder einem Felsgrat, um sich dann bis Escalante durch eine faszinierende Felslandschaft mit grünen Schluchten zu schlängeln. Zwischen Escalante und dem Bryce Canyon National Park gibt’s dann wieder eine Flora zu bestaunen. Gekrönt wird die Fahrt mit der Streckenführung durch den Red Canyon und den Dixie National Forest, wo man gar durch (menschengemachten) Arches hindurchfährt. Die Straße ist definitiv nicht zu Unrecht als “National Scenic Byway” ausgezeichnet und trägt dank ihrer geschichtlichen Bedeutung zudem den Beinamen “A Journey through Time Scenic Byway”. Die Gegend ist auch insofern spannend als sie Teil des letzten weißen Flecks auf der Karte der 48 kontinentalen US-Staaten ist: erst 1872 wurden Green River und Colorado River von J. W. Powell vermessen.

Hier oben auf dem Boulder Mountain erinnert die Landschaft mit Nadelbäumen und Schneeresten ein wenig an die Alpen. Der Blick reicht weit gen Osten hin zum Capital Reef NP.

Dieser Abschnitt des Scenic Byway 12 - Torrey nach Boulder - verblieb 1977 als letzter nicht asphaltiert. Erst 1985 war die Strecke dann durchgehend asphaltiert. Vorher konnte die Strecke im Winter - Ende November bis Ende Mai - oft nicht befahren werden und machte einen 200 Meilen (ca. 322 km) langen Umweg erforderlich.

Nachdem wir die Passhöhe wieder verlassen haben, erreichen wir Boulder. Der Name “Felsbrocken” ist vermutlich nicht besonders kreativ - dafür aber unglaublich populär und vermutlich selbst mit Nennung des Staates nicht immer eindeutig. In Boulder, UT machen wir einen kleinen Abstecher entlang der Burr Trail Road. Die Straße windet sich ins Tal in den Long Canyon und führt dann durch die Waterpocket Fold bis zum südlichen Teil des Capitol Reef National Park. Wir fahren jedoch nur bis zum Ende des Long Canyons, dem Long Canyon Overlook. Auf dem Rückweg nach Boulder halten wir noch beim Singing Canyon. Tatsächlich hört man hier wirklich sehr gut Echos, da der Canyon schmal und ziemlich tief in den Fels geschnitten ist. In Boulder stärken wir uns im Burr Trail Grill mit einem Burger - der uns zuvor von Freunden empfohlen wurde - und werden von diesem nicht enttäuscht.

Mit dem Ziel Escalante geht es weiter auf dem Scenic Byway 12. Wir sind völlig überwältigt von der Streckenführung und Natur um uns herum: Die Straße verläuft auf einem Bergrücken, fast schon einem Grat, neben uns sind immer wieder Schluchten zu erkennen. Es ist eine großartige Landschaft mit kahlen, “glattgeschliffenen”, weißen Felsen und grünen Bäumen in den Tälern.

Diese grandiose Natur in Worte zu fassen fällt wirklich schwer – aber dafür haben wir ja Bilder 😉.

Die Straße führt auf dem Grat entlang, links und rechts es steil hinab in grüne Canyons.
Blick vom Head of the Rocks Overlook. Die Aussicht hier ist so gigantisch, dass wir am nächsten Tag nochmal vorbeikommen - dann sogar ohne Abschattungen.

Am Abend erreichen wir unseren Campingplatz im Escalante Petrified Forest State Park am Rande von Escalante. Da es noch hell ist, machen wir uns nach einer kurzen Pause direkt auf, um die versteinerten Baumstämme zu suchen, nach denen der SP benannt ist. Anfangs sind wir allerdings sehr enttäuscht: Die Wanderung ist zwar abwechslungsreich und wir sehen farbige Felsen und haben eine tolle Aussicht, jedoch sind weit-und-breit keine versteinerten Baumstämme zu sehen.

Aber schließlich entdecken wir sie dann doch und sind ziemlich erstaunt: Wir hatten mit Versteinerungen ähnlich Fossilien gerechnet, aber wir sehen farbenfrohe Baumstämme in allen möglichen Größen. Die Farben decken dabei das komplette Spektrum des Regenbogens ab, so etwas haben wir noch nicht geschehen. Die Wanderung hat sich definitiv gelohnt.

Bei diesem fossilen Holz (Dendrolith) handelte es sich tatsächlich einmal um Holz, bevor es durch die sogenannte Verkieselung konserviert wurde davon. Mit einem Mikroskop lässt sich unter Umständen auch Millionen Jahre nach dem Tod des Baums noch die Art bestimmen. Ohne Experten zu sein, maßen wir uns an bei diesem Exemplar noch die Jahresringe erkennen zu wollen.

Zurück auf unserem Platz hat sich das Wetter leider schlagartig verschlechtert und wir sind sehr froh, dass unsere Parzelle einen überdachten Sitzplatz hat, sodass wir trotz des Gewitters im Trockenen kochen können.

Am nächsten Morgen fahren wir den Byway ein Stück Richtung Boulder zurück, um uns einen first-come-first-serve Stellplatz auf dem Calf Creek Campground zu sichern. Er ist sehr schön am gleichnamigen Fluss gelegen und von hier kann man die Calf Creek Falls besichtigen - was wir am nächsten Tag auch machen werden. Aber dazu später mehr.

Blick vom Head of the Rocks Overlook bei strahlendem Sonnenschein.

Jetzt machen wir machen uns nach der Stellplatzwahl direkt wieder auf dem Weg zurück nach Escalante. Heute steht das Grand Staircase-Escalante National Monument auf unserem Plan: ein riesiges Naturschutzgebiet, welches vom Bureau of Land Management (BLM) verwaltet wird und einige Wanderungen und Fahrten durch eine vielfältige Sand- und Felsenlandschaft bietet. Hier ist für jeden etwas dabei, so kann man sich beispielsweise ein Off Highway Vehicle (einen Sandbuggy oder ein Quad) mieten, Slot Canyons erkunden, farbenfrohe Badlands anschauen oder einfach nur mit dem Auto eine der vielen – natürlich nicht asphaltierten – Straßen entlang fahren.

Wir entscheiden uns für den hier sehr berühmten Hole-in-the-Rock Road. Die (nicht asphaltierte) Straße folgt dem Verlauf des historischen Hole-in-the-Rock Trail, welchen mormonische Siedler um 1880 angelegt haben. Aus dem zentralen Utah kommend, suchten sie einen Weg nach Südosten, um dort weitere Kolonien zu gründen - stießen dabei aus Richtung des heutigen Escalante kommend auf eine 400 m hohe Sandsteinklippe, die den Glen Canyon umgibt. Allerdings haben sie in dieser Klippe eine Spalte, ein Loch gefunden - und den Trail eben nach diesem benannt. Diese Expedition muss sehr abenteuerlich gewesen sein: nach Durchquerung des Ödlands und einer Weitung der Spalte, sodass Wagen und Vieh hindurch gelangen können - geht es steil hinab zum Colorado River (heute befindet sich hier der aufgestaute Lake Powell). Nach Überquerung des Flusses mit Flößen und einem Aufstieg auf der anderen Seite gelangten die 250 Siedler mit ihren 83 Wägen schließlich ins Gebiet des heutigen Bluff im äußersten Südosten Utahs. Diese gefundene “Abkürzung” wurde nur kurz als Nachschubroute beibehalten und schnell durch eine angenehmere Route ersetzt.

Mit Wagen wie diesem hier ausgestellten Modell brachen Pioniere damals in unbekannte Gegenden auf.

So weit kommen wir allerdings nicht, da wir bereits nach 1/3 der Strecke am Zebra Trailhead unser Auto parken und uns zu Fuß auf den Weg zum Zebra Slot Canyon machen. Unsere Wanderung verläuft durch einen ausgetrockneten Flusslauf hinein in die Badlands. Nun mag man bei “Badlands” an eine triste, öde Landschaft decken - das würde ihr allerdings ganz und gar nicht gerecht. Der Begriff zielt eher darauf ab, dass das Land aufgrund unfruchtbarer, felsiger Böden landwirtschaftlich unbrauchbar ist und mit seiner unüberschaubaren Beschaffenheit und den vielen Schluchten und Löchern vermutlich auch nicht zur Haltung von Tieren taugt. In Zeiten von outdoor-affinen Touristen erfreuen sich die Badlands jedoch großer Beliebtheit und sind nicht mehr bloß “schlechtes Land”.

Die Strecke gestaltet sich langwieriger als gedacht, da der weiche Boden das Laufen erschwert und die Temperaturen weiter steigen. Dennoch erreichen wir nach einiger Zeit den Zebra Slot Canyon, hier begegnen wir auch zum ersten Mal seit Beginn der Tour anderen Wanderern.

Nach einem kurzen Gespräch und einem Blick in den Canyon folgt die Ernüchterung: Der Canyon ist leider mit Wasser geflutet. Dies erklärt auch die kleinen Häufchen von Habseligkeiten anderer Wanderer, die hier deponiert wurden, um mit möglichst wenig Gepäck und angepasster Kleidung in den Canyon einzusteigen. Da wir keine Kleidung zum Wechseln dabei haben folgt nun erstmal ein Ausloten der Tiefe - mit dem Ergebnis, dass die Hose nass werden wird, egal wie hoch man sie rollt. Da den Canyon nicht zu besichtigen keine Alternative ist, bleibt nur der Einstieg in Unterwäsche. Immerhin sind die Sandalen wasserfest. Mit der sperrigen Kamera auf dem Kopf geht es also vorsichtig in den Slot Canyon. Die braune Brühe teilt man sich mit quakenden Fröschen - hoffentlich nichts Größerem.

Nach den ersten Biegungen wird der Canyon schmaler, die Wände schmaler geschnitten und das Wasser tiefer. Anfangs noch hüfthoch steht einem das Wasser jetzt bis zum Hals. Es folgen Stellen, an denen man lediglich an den Felswänden halt findet und sich weiter hangelt. Das Wasser ist mittlerweile so tief, dass der Boden nicht mehr zu spüren ist. Von dem sehr schmalen Canyon doch sehr in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, gleichzeitig aber mit Kamera auf dem Kopf in Brühe unbekannter Tiefe stehend, wird einem doch ein wenig mulmig - und freut sich, als man einen trockenen Bereich des Canyons erreicht.

Die Farben und Muster der Wände hier sind toll! Der Anblick macht alle Mühen wett. Ein Fortkommen ist nun wieder leichter möglich, schnell werden jedoch Kletterpartien erforderlich. Kein leichtes Unterfangen. Das Ende unserer Exploration stellt letztlich ein Becken innerhalb des Canyons dar, von dem weder die Tiefe bekannt ist - noch klar wäre, wie man da ohne Ausrüstung wieder hinauskommen wollen würden, wenn man beim Vorbeiklettern ins Straucheln geraten würde. Begeistert, aber sowohl vom Klettern als auch dem kalten Wasser gut angestrengt, erreichen wir schließlich wieder den Eingang des Canyons.

Da sich mittlerweile in der Ferne einige dunkle Gewitterwolken gebildet haben, entscheiden wir uns für einen halbwegs direkten Weg zum Auto zurück, über riesige Felsen mit tollen Mustern und zählen am Ende Wanderung circa 8 km. Schade, denn so müssen wir den Tunnel Slot Canyon unbesucht lassen.

Eine weitere geologische Besonderheit: sogenannte Geoden, (gefüllte) rundliche Hohlräume geschaffen durch eine äußere Gesteinsschicht.

Das Gewitter verschont uns heute und so kommen wir trocken am Auto an. Leider hat es nicht alle Teile der Gegend verschont, sodass sich unsere Straße in eine rote Schlammpiste verwandelt hat – unser Auto kann jetzt definitiv eine Wäsche vertragen.

Die fehlende Zierblende geht nicht auf uns zurück - der Schlamm hält sich daher aber leider noch besser an Stellen, an denen er nichts verloren hat.

Wir lassen den Tag in Escalante bei einer leckeren “Pfannenpizza” ausklingen und ziehen uns dann auf unseren bereits am Morgen gesicherten Platz auf dem Calf Creek Campground für die Nacht zurück.

Am folgenden Vormittag wandern wir den Calf Creek Trail zu den bereits erwähnten Lower Calf Creek Falls. Und auch wenn der Weg sich schön am Calf Creek entlang schlängelt, so ziehen sich die 5 km zum Wasserfall dann doch mehr als gedacht. Schließlich erreichen wir die Wasserfälle, welche eine Höhe von ca. 40 m haben und zusammen mit dem kleinen See und den Klippen ein sehr schönes Panorama abgeben. Nach einigen Fotos machen wir uns auf den Rückweg zum Auto. Der Bryce Canyon NP erwartet uns!