Tag 26: Temple Mountain & Capitol Reef National Park

Nach einer Nacht auf Public Land mit grandioser Kulisse, einer gewissen Abgeschiedenheit und ohne Tent Caterpillars - genau das, was wir nach den drei Nächten in Moab gesucht haben - frühstücken wir mit Blick auf den Temple Mountain.

Das Gebiet rund um den Temple Mountain wird vom BLM verwaltet und bietet, entlang einer Vielzahl von Schotterstraßen, Campingmöglichkeiten. Am Eingang des Gebiets finden sich sogar einige Plumpsklos - ein netter Service. Der auffällige Temple Mountain verdankt seinen Namen der (angeblichen) Ähnlichkeit mit dem Salt Lake Temple, der Kathedrale der Mormonen in Salt Lake City. Die Geschichte des Ortes ist jedoch deutlich profaner: in der Gegend wurden bis in die 50er Jahre in großen Mengen radioaktive Elemente wie Radium und Uran abgebaut. Erze von hier wurden auch an Marie Curie nach Frankreich geliefert. Es gibt Aufzeichnungen, die belegen, dass Curie sogar selbst die Gegend besucht haben soll, um zu sehen, wo Erz solcher Güte abgebaut wird.

Blick von unserem “Campingplatz”, am linken Rand ist der Temple Mountain zu sehen.

Wir machen uns nun auf den Weg zum Little Wild Horse Canyon. Auf dem Weg stoppen wir beim Temple Mountain Wash Pictograph Panel, um ein paar historische Petroglyphen zu bestaunen - von denen leider nur noch Reste dem Zahn der Zeit standgehalten haben.

Dieser Canyon befindet sich, wie der Goblin Valley State Park, in welchem wir gestern waren, ebenfalls in direkter Nähe zum Gebiet um den Temple Mountain. Das Besondere an ihm ist, dass es sich um einen sogenannten “Slot-Canyon” handelt: Dies sind besonders enge, vom Wasser geschaffene Canyons. Sie sind typisch für das Colorado-Plateau. Der vermutlich berühmteste Slot-Canyon ist der Antelope Canyon bei Paige (den wir mangels Zeit, übermäßigem Touristenandrang und lachhaften Ticketpreisen ausgelassen haben). Es gibt sowohl trockene als auch mit Wasser gefüllte Slot-Canyons. Der Little Wild Horse Canyon gehört zu ersteren - zumindest heute. Selbst bei mäßigen Regenfällen kommt es aber schnell zu Springfluten - die diese Canyons dann zu sehr gefährlichen Fallen werden lassen, da dass Wasser aufgrund der Enge eine enorme Kraft entfaltet. Heute scheint jedoch die Sonne, keine Wolke ist in Sicht - alles gut also.

Man kann den Canyon komplett durchwandern und eine Rundtour über einen zweiten Canyon machen - wir entscheiden uns aber dafür nur bis zu den engsten Stellen zu gehend und dann auf gleichem Weg wieder zurückzukehren. Teils ist der Canyon so eng, dass man “Gegenverkehr” nur durch Kletterpartien und Ausnutzen der griffigen Felswände passieren lassen kann. Der vielschichtige Sandstein, durch den sich das Wasser hier gefressen hat, sorgt für farbenfrohe Wände und sieht wirklich toll aus!

Wir setzen unsere Fahrt Richtung Capitol Reef National Park auf der Utah State Route 24 über Hanksville fort. Am Horizont sehen wir den Factory Butte, einen sehr schmalen, langgestreckten Felsen, der hoch aus der umgebenden Ebene aufragt.

Mittig der Factory Butte. Insbesondere aus der Luft fasziniert dieser Fels, da man hier auch die vielen verschiedenen, wunderbaren Farben der Landschaft besser sehen kann als vom Boden aus.

Der Straße folgend fahren wir hinter Cainsville in den vom Fremont River gegrabenen Canyon hinein, bis wir in Fruita auf den Scenic Drive des Capital Reef NP wechseln.

Picnic am Fremont-River.

Fruita ist eine 1880 unter dem Namen “Junction” von Mormonen gegründete Siedlung, die für ihren Obstanbau bekannt war. Auch wenn von der Siedlung heute kaum noch etwas übrig geblieben ist und hier keine Mormonen mehr wohnen, so werden die Obstplantagen als Teil des historischen Erbes vom Nationalpark weiter gepflegt. Neben den Bäumen gibt es noch vereinzelte Einrichtungen, wie beispielsweise das ehemalige Schulhaus/Gemeindehaus und ein Wohnhaus, welche einen interessanten Einblick in die damalige Zeit in dieser abgeschiedenen Gegend geben.

Einen gewissen Einblick in noch deutlich länger vergangene Zeiten bieten auch die vielen Petroglyphen, welche vermutlich auf Angehörige der sogenannten Fremont-Kultur zurückgehen. Diese mysteriösen - viel scheint man nicht über sie zu wissen - Ureinwohner haben sich entlang des, nach demselben Pionier benannten, Fremont Rivers mit unzähligen Gravuren verewigt.

Von Fruita schlängelt sich der Scenic Drive Richtung Süden entlang einer Verwerfung, links und rechts sind vielschichtige und vielfarbige Felsen zu bestaunen. Der Nationalpark ist vor allem aus geologischer Sicht interessant, da er einen großen Teil der Waterpocket Fold genannten Erdfalte unter Schutz stellt. Generell wurde das Colorado-Plateau durch plattentektonische Vorgänge recht gleichmäßig angehoben - daher die horizontalen Gesteinsschichten, beispielsweise sichtbar im Grand Canyon. Bei der Waterpocket Fold war dies nicht der Fall - entlang dieser Verwerfungslinie wurden die Schichten nur auf einer Seite gleichmäßig angehoben, auf der anderen wurden die oberen Schichten lediglich von darunterliegenden “aufgefaltet”, sodass sie nun neben- statt übereinander an der Oberfläche liegen. Der Name “Waterpocket Fold” rührt daher, dass diese verschiedenen an der Oberflächen liegenden Schichten unterschiedlich stark zur Erosion neigen und sich daher Vertiefungen, die “Waterpockets”, bilden. Der National Park Service erklärt diese “Monoklinale” recht anschaulich.

Auch wenn das alles etwas abstrakt und schwer vorzustellen zu sein mag - das Ergebnis, viele verschiedenfarbige Gesteinsschichten in unmittelbarer Nähe an der Oberfläche, ist jedenfalls beeindruckend.

Soweit möglich fahren wir in die Capitol Gorge hinein - und gehen dann zu Fuss weiter zum Pioneer Register, einer Ansammlung von Gravuren und Inschriften von Reisenden aus dem Zeitraum 1871-1949. Dieser, von den Bewohnern Fruitas ausgebaute, Pfad war damals die einzige Verbindung gen Osten - denn die von uns befahrene Utah State Route 24 wurde erst 1962 errichtet. Alle Pioniere auf dem Weg nach Westen kamen also hier vorbei und viele hinterließen ihre Namen, das Datum und Anmerkungen im Fels.

Auf dem Weg zurück zum Auto bauen wir noch einen kleinen Umweg ein, um uns die Watertanks anzuschauen.

Wir fahren nun wieder Richtung Norden, hinaus aus dem Nationalpark. Bevor wir ihn jedoch verlassen, machen wir noch eine kleine Wanderung zur Hickman Natural Bridge.

Damit haben wir den größten Teil der, mit einem “normalen” Auto zu erreichenden, Aktivitäten in diesem Nationalpark gemacht. Dieser Park ist insofern ganz anders als alle, die wir vorher besucht haben, denn große Bereiche kann man weder mit dem Fahrzeug, noch über Wanderwege erreichen. Auch gibt es hier generell weniger Infrastruktur - aber eben auch deutlich weniger Touristen. Wer die Zeit hat, dem würden wir einen Besuch dennoch empfehlen. Nicht zuletzt, da man - von Osten kommend - ohnehin hier vorbeifährt, um über die wirklich beeindruckende Utah State Route 12 (dazu morgen mehr) nach Escalante und letztlich zum Bryce Canyon zu gelangen.

Mit einsetzendem Regen geht es für uns weiter nach Torrey, wo wir in einem im Western-Stil eingerichteten Restaurant unser erstes und einziges Steak essen.

Eine weitere Besonderheit ist, dass wir heute Nacht einmal in einer privaten Unterkunft übernachten. Nach einem kurzen Plausch mit dem netten Besitzer lassen wir den Tag im Open-Air Jacuzzi ausklingen.