Tag 19: Horseshoe Bend & Monument Valley

Nachdem wir am Vortag erneut erlebt haben, dass es in den USA gängig zu sein scheint, dass komplette Frühstück (aber auch jede andere Mahlzeit) mit Einweggeschirr zu bestreiten, bringen wir heute vorbildlich unser - ja ohnehin vorhandenes - Campinggeschirr mit. Wir müssen allerdings feststellen, dass die Hersteller von Cornflakes durchaus findig sind - und die Flocken auch direkt in der Einwegschüssel liefern. Da die Portionen allerdings so klein sind, dass man gut und gerne zwei Packungen verzehrt ist das die wohl denkbar am wenigsten nachhaltige Variante sein Frühstück zu sich zu nehmen. Immerhin, der Kaffee kommt nicht bereits im Becher - hier können wir also mit dem ToGo-Becher glänzen. 😉

Die Kleinstadt Page ist vollkommen auf den Tourismus konzentriert, hier finden sich Motels und Hotels aller Ketten und Klassen. Page liegt an der Strecke zwischen dem Zion NP und dem Grand Canyon, ist die einzige Stadt am Lake Powell bzw. dem Glen Canyon National Recreation Area und ist insbesondere berühmt für den Antelope Canyon - einen sogenannten Slot-Canyon. Der Antelope Canyon könnte durchaus der berühmteste Slot-Canyon sein. Der Begriff beschreibt sehr schmale, tiefe Canyons, die fast an einen Riss im Gestein erinnern. Das klassische Bild von engen Canyons in mehrfarbigem Sandstein in die das Licht in einzelnen Strahlen einfällt dürfte aus dem Antelope Canyon stammen.

Die Berühmtheit des Canyons und dieses Bildes ist man sich hier durchaus bewusst und ruft ziemlich schamlose Eintrittspreise auf: Zur Mittagszeit - die Preise sind dann höher, da das Licht steiler bzw. überhaupt direkt in den Canyon einfallen und so die berühmten „Beams“ erzeugen kann - muss man je nach Anbieter und Bereich des Canyons mit 50-100 $ pro Person rechnen. Dafür wird man dann als Teil einer Gruppe durch den Canyon geschoben und der Zank um die besten Fotostopps bei im Zenit stehender Sonne dürfte vorprogrammiert sein.

Wir lassen den Antelope Canyon folgerichtig also aus und nehmen ums vor, an anderer Stelle einen Slot-Canyon anzuschauen. Wir werden später im Grand Staircase Escalante National Monument einen solchen finden.

Erster kurzer Stopp ist daher der Glen Canyon Dam, der den Colorado-River zum Lake Powell aufstaut, bevor sein Wasser dann durch eine Turbine und ein paar wenige Kehren weiter in das Gebiet des Grand Canyon NPs fließt.

Der Glen Canyon Dam. Oberhalb Lake Powell, unterhalb Grand Canyon NP.

Erster richtiger Stopp ist dann der Horseshoe Bend: eine Schleife des bereits wieder tief eingegrabenen Colorado-Rivers in Form eines Hufeisens. Hier wimmelt es zwar nur so von Touristen, das tut dem beeindruckenden Anblick jedoch keinen Abbruch. Obwohl wir bereits gestern in Bullhead City von der Klarheit des Wassers beeindruckt waren, sind wir es heute erneut: für einen Fluss dieser Größe scheint uns dies durchaus außergewöhnlich. Auch in Deutschland gibt es solche Schleifen - uns sind allerdings keine bekannt, wo die Schlucht so groß und gleichzeitig so steil und felsig wäre. Und so klares Wasser können Saar und Mosel eben auch nicht bieten. 😉

Es folgt eine circa zweistündige Fahrt zum Monument Valley, die wegen arger Zurückhaltung bei den Fotostopps auch tatsächlich kaum länger dauert. Auch wenn es, im Nachhinein betrachtet, dann doch recht viele Fotos von der Strecke gibt. 😉

Grund für die Eile ist, dass die Einfahrt ins Monument Valley nur bis zum frühen Nachmittag möglich ist. Das Monument Valley liegt auf dem Gebiet der Navajo Nation - und diese ist Arizona im Sommer eine Stunde voraus. Und auch hier muss man festhalten, dass sie die Entscheidung lieber etwas früher im Monument Valley anzukommen durchaus als gut erwiesen hat - denn das Areal ist wirklich sehenswert und man kann hier viel Zeit verbringen.

Die Navajo Nation Reservation ist, mit einer Fläche vergleichbar der von Bayern, das größte Indianerreservat der USA. Es erstreckt über die drei Bundesstaaten New Mexico, Arizona und Utah. Gegründet wurde es 1868 und seit dem immer wieder erweitert. Im Reservat selbst leben circa 150.000 Stammesangehörige, insgesamt sollen es circa 400.000 sein. Das Reservat wird von einer eigenen, gewählten Regierung verwaltet. Es gibt eine eigene Polizei und eigene Schulen. Allerdings ist Armut weit verbreitet, die Lebensumstände ähneln denen in einem “Dritteweltland”. Laut Wikipedia haben Stand 2023 circa ein Drittel der Häuser kein fließendes Wasser, von den 50.000 Häusern haben weniger als 500 eine “Adresse”, da sie oft nicht an (ausgebauten) Straßen liegen. Das durchschnittliche Einkommen liegt deutlich unter dem US-amerikanischen Durchschnitt. Deutlich über dem Durchschnitt liegt jedoch die Rate an Krebserkrankungen, die auf den unsachgemäßen Abbau von Uran seit den 1940ern zurückzuführen sind.

Direkt an die Einfahrt des, von den Navajo verwalteten, Parks schließt ein großes Besucherzentrum an. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf das Monument Valley - wobei es sich nicht wirklich um ein Tal, mehr um eine Ebene, handelt. Tatsächlich ist es eine Hochebene auf dem Colorado-Plateau. Im Valley gibt es einige beeindruckende Felsformationen zu sehen, wobei diese grundlegend in drei Kategorien unterteilt werden:

  • Mesa: Der Tafelberg stellt die erste Stufe der Erosion dar. Wie groß die plane Fläche sein muss, ist nicht wirklich definiert. Anders als bei einem „normalen“ Hochplateau dürften hier klar abfallende Konturen charakteristisch sein. Eine wirklich klare Definition wird in der Praxis aber vermutlich auch eher selten benötigt.
  • Butte: Mit der Zeit erodiert der Tafelberg immer weiter und verliert an Fläche, bis er schließlich zum Zeugenberg/Inselberg wird.
  • Spire: Die letzte Erosionsstufe stellen dann die (Fels-)Nadeln dar. Danach ist Schluss für die Formation, bzw. die Geschichte wiederholt sich eine “Etage” tiefer. Das werden wir dann im Bryce Canyon genauer sehen.
Vom Besucherzentrum aus hat man einen grandiosen Blick über die Ebene. Von links nach rechts: Sentinel Mesa, West Mitten Butte, East Mitten Butte und Merrick Butte.

Da der Geopark recht weitläufig ist und man, gerade an heißen Tagen, zu Fuß seine liebe Mühe hätte, erfolgt die Erkundung natürlich mit dem Auto entlang des 17 Mile Drive. Entweder mit dem eigenen, oder, wenn es einem für die sandige Piste ungeeignet erscheint, hinten auf umgebauten Pickups sitzend mit indianischem Guide. Ein Schelm, wer meint, Amerikanern würde die Idee das Valley wandernd zu erkunden kommen - Wanderwege gibt es zumindest keine. Wir sind jedenfalls froh ein geländegängiges Auto zu haben und haben durchaus unseren Spaß daran, entlang beeindruckender Felsen durch den Sand zu brausen.

Zum Glück scheint es keine wirkliche Regelung zu geben, bis wann man den Park verlassen haben muss. Zumindest haben wir so viel Zeit, dass wir gemütlich alle Stationen des Rundkurses abfahren können und viel Zeit für Fotos und ein Picknick bleibt.

Noch ein letzter Blick auf die, nun schon etwas abgeschattete, Ebene. Dann geht es weiter.

Wir verlassen das Valley und fahren Richtung Nord-Osten weiter und befinden uns quasi direkt im nächsten Bundesstaat: Utah. Hier werden wir einige Tage verbringen und viel grandiose Natur bewundern dürfen. Aber alles zu seiner Zeit - wir nehmen jetzt erstmal Abschied von Arizona.

Der Straße nach Mexican Hat folgend kommen wir am Forest Gump Point vorbei. Hier ist die ikonische Szene von Forest auf seinem Lauf durch die USA gedreht worden. Enorme Weite, das Monument Valley im Hintergrund und viel roter Sandstein im Vordergrund. Verpassen kann man die Stelle quasi gar nicht, viele Schilder weisen die Touristen darauf hin - und warnen die allgemeine Autofahrerschaft dementsprechend vor Menschen auf der Straße. Generell erfreute sich die Gegend großer Beliebtheit in Hollywood - so gibt es nur wenige hundert Meter entfernt einen alten Ziegelsteinbogen aus Once upon a Time in the West.

Forest Gump Point - berühmt aus Film und Fernsehen.

Bald danach sehen wir auch den Fels, dem die Siedlung Mexican Hat ihren Namen verdankt. Und anders als bei so manchem Felsen, dem eine Ähnlichkeit zu einem Elefanten oder einem Bären zugeschrieben wird, ist die Anspielung hier unserer Ansicht nach absolut passend und offensichtlich. Zugegeben, einen Hut zu imitieren ist für einen Stein vermutlich auch weniger schwierig, als einen Elefanten zu mimen.

Mexican Hat Rock, namensgebend für die nahegelegene Siedlung.

Eigentlich wollten wir die Nacht auf dem Gooseneck SP verbringen, doch dann entscheiden wir ums stattdessen dafür etwas Neues auszuprobieren: wildes Campen auf Public Land. Laut Internet gibt es am Muley Point Plätze, die sich für sogenanntes Dispersed Camping anbieten. Die ganze Gegend wird vom Bureau of Land Management (BLM) verwaltet und dieses räumt der Öffentlichkeit sehr viele Freiheiten ein: beispielsweise eben dort zu campieren oder sogar ein Lagerfeuer zu machen. Die Anfahrt ist spektakulär: Wir fahren auf die Cedar Mesa, einen Tafelberg, zu - und plötzlich endet die gut ausgebaute Straße und eine geschotterte Piste, welche als “Moki Dugway” in den 1950er Jahren zum Abtransport von Erzen von der Mesa gebaut wurde, windet sich der in Serpentinen an der steilen Wand die circa 330 m zur Oberseite der Abbruchkante hinauf. Es ergeben sich tolle Ausblicke hinunter. Unter anderem auf die Valley of the Gods Road, welche sich als Rundtour zwischen vielen Buttes hindurch windet und - so erfahren wir am nächsten Tag im Gespräch mit Einheimischen - wohl sehr lohnend sein soll. Vielleicht beim nächsten Mal. 😉

Oben angekommen führt dann eine gut asphaltierte Straße weiter Richtung Bears Ears Monument, diesem werden wir uns morgen nähern. Wir fahren also stattdessen noch für ein paar Meilen eine weitere Schotterpiste entlang bis wir zum Muley Point kommen. Der Ausblick ist gigantisch. Die Straße führt direkt bis an die Abbruchkante des Plateaus und man kann in mehreren Richtungen auf die verschiedenen “Abstufungen” des Tals blicken - zumindest als am nächsten Morgen die Sonne aufgeht und es wieder hell wird. Dementsprechend sind wir auch nicht die einzigen, zwei weitere Autos sind hier. Aber die Fläche ist groß und so hat man eben doch das Gefühl diesen grandiosen Ort für sich alleine zu haben.

Der Aufbau des Zelts gestaltet sich etwas schwierig, denn der felsige Untergrund macht das Einschlagen der Heringe nicht gerade einfach. Parallel dazu wird, unter den neugierigen Augen von ein paar diebischen Mäusen, gekocht. An der Kante der Mesa sitzend und unser Abendessen essend beschließen wir diesen tollen Tag.