Tag 16: Mojave National Preserve

Tag 16

Nachdem wir am Vormittag den Jumbo Rock Campground im Joshua Tree National Park verlassen haben, fahren wir weiter in Richtung Osten. Tagesziel ist heute Bullhead City, eine Kleinstadt am Colorado River in Arizona gelegen. Direkt gegenüber auf der anderen Flussseite befindet sich, mit dem dann schon in Nevada liegenden Laughlin, eine Ansammlung von Casinoresorts - diese sind aber nicht der Grund für unseren Besuch. Vielmehr haben wir die Stadt gewählt, da sie als Zwischenstopp auf dem Weg zum Grand Canyon günstig gelegen ist.

Dabei fahren wir allerdings nicht auf dem direkten Weg nach Bullhead City, sondern durchqueren das Mojave National Preserve von Süden nach Norden. Das Schutzgebiet ist ein Stück der Mojavewüste, welche die Fläche Bayerns noch um ein gutes Stück übersteigt. Allerdings finden sich in diesem riesigen Gebiet auch Städte und Gewässer - der Laie würde sich vermutlich an vielen Stellen gar nicht in einer Wüste wähnen. Wir wollen das Mojave National Preserve, auch dieses Teilstück ist immerhin noch mehr als doppelt so groß wie das Saarland, auf der Kelbaker Road durchfahren und zumindest ein paar sehenswerte Orte besuchen.

Aber der Reihe nach. Von Twentynine Palms fahren wir fast 30 km geradeaus - tatsächlich ohne eine einzige Kurve führt die Straße schnurgerade durch die Landschaft. Nicht nur die Straße bietet wenig Abwechslung, auch die Landschaft ist recht karg und die Vegetation beschränkt sich auf niedrige Büsche. Entlang der Straße scheinen jedoch einige Menschen in Bungalows zu wohnen - und wir fragen uns, was einen wohl in diese nicht gerade lebensfreundliche Landschaft verschlagen mag. Noch mehr allerdings fragen wir uns, wieso sich hier so viel Müll in der Landschaft findet. Die Tatsache, dass Menschen ihren Müll einladen, dann etliche Meilen durch die Gegend fahren, nur um sich dann seiner am Straßenrand zu entledigen, schockiert ein wenig.

Blick in die Ferne: eigentlich könnte es hier so schön sein … - läge hier nicht so viel Müll :/

Nach vielen Meilen Einöde kreuzen wir bei dem Örtchen Amboy - wobei das eigentlich schon eine Übertreibung ist - eine wichtige Eisenbahnlinie, welche den Großraum Los Angeles mit dem Inland verbindet.

Außer ein paar Vulkankegeln und Flächen, auf denen Salz gewonnen wird, gibt es hier nicht so viel.

Früher sicher von noch größerer Bedeutung herrscht aber auch jetzt noch ein reger Verkehr Zugverkehr. Heute gibt es in Amboy eine Tankstelle mit Motel und Shop, einen zugehörigen Flughafen (ohne Schild könnte man es auch für ein Feld halten) und eine Filiale des US Postal Service. Außerdem gibt es, warum auch immer, noch eine Buddha-Statue (welche sogar bei Google Maps verzeichnet ist :see-no-evil:). Da die Straße durch Amboy Teil der historischen Route 66 ist, zieht es trotzdem einige Touristen hier entlang.

Einige Meilen hinter Amboy verlassen die wir Route 66 für heute und fahren über die Kelbaker Road in Richtung Norden nach Kelso.

Wir queren die Interstate 40 und fahren nun durch das oben bereits vorgestellte Mojave National Preserve. Erster Stopp sind die Kelso Dunes, eine Ansammlung riesiger - immerhin bis zu 200 m aufragenden - Sanddünen, welche wie eine Mischung aus Nordseestrand und Sahara erscheinen.

Es geht weiter zum Kelso Depot, einem vormals wichtigen Zwischenstopp für Güterzüge. Hier wurden Züge mit Brennmaterial versorgt. Weiterhin standen hier zusätzliche Lokomotiven bereit, um Züge auf diesem steileren Abschnitt zu unterstützen. Durch die Einführung von Diesellokomotiven mit erhöhter Leistung und gleichzeitig gestiegener Reichweite wurde die Station jedoch obsolet. Das wirklich schöne Bahnhofsgebäude wurde jedoch wieder hergerichtet und ist heute das Informationszentrum des Schutzgebietes - leider war es bei unserem Besuch aufgrund defekter Klimaanlagen jedoch geschlossen.

Wir folgen der Kelbaker Road weiter Richtung Baker - und durchschauen nun auch den Namen der Straße. Verglichen mit anderen Namensschemata, die wir auf der Reise noch kennenlernen sollten, ist dieses Verketten von Start und Ziel durchaus noch von einer gewissen Originalität. Ganz anders als alle von Norden nach Süden laufenden Straßen von A bis Z zu benennen und die querenden hochzuzählen. Auch wenn diese Vorgehensweise unzweifelhaft den Vorteil hat, dass man Straßen viel besser verorten kann. Ob dies jedoch einfach eine Frage von Pragmatismus, fehlende Kreativität oder schlicht ein Mangel an historischen Personen und Begebenheiten ist mögen wir nicht beurteilen.

Nächster Stopp ist eine, ein paar Meilen östlich der Hauptstraße gelegene, Lava Tube. Auf der Anfahrt sind wir mehr als froh ein Auto mit viel Bodenfreiheit und Allradantrieb zu haben. Mit einem Kleinwagen wären wir vermutlich nur sehr langsam vorangekommen - immer mit der Angst, im Sand stecken zu bleiben oder aufzusetzen. In der Gegend finden sich einige Vulkane - und diese sind natürlich auch eine Voraussetzung dafür, dass sich Lava Tubes bilden. Sie entstehen, wenn ein Lavastrom einen Vulkan hinabfließt, außen abkühlt aber innen weiterfließt. So bleibt von dem Strom nur eine Hülle übrig, welche man dann begehen kann. Solche Höhlen sind vergleichsweise selten und frei begehbare Exemplare noch viel weniger. Insofern ist das schon etwas Besonderes.

Doch etwas ermüdet von vielen Meilen langsamer Fahrt durch Sand und über Felsen sind wir wieder zurück auf der Kelbaker Road und fahren zum Abendessen nach Baker - welches im Grunde nicht mehr als eine parallel zur Interstate 15 verlaufende Straße gesäumt von Tankstellen und (Fast)Food-Ketten ist. So fährt man auf der einen Seite vom Freeway ab und nach dem Essen auf der anderen Seite wieder auf. Nicht nur praktisch für Trucker, sondern auch für uns. Laut Karte gibt es hier auch das am höchsten aufragende Thermometer der Welt - was wir allerdings erst im Nachhinein erfahren haben. Im Moment des Vorbeifahrens erschien es zwar schon groß, aber nun auch nicht sonderlich beeindruckend.

Anschließend geht es dann, leider schon bei Dunkelheit auf der Interstate Richtung Bullhead City entlang am nördlichen Rand des Mojava National Preserve. So haben wir keine Chance den Kegel des Cima Dome und die dort ebenfalls heimischen Joshua Trees zu sehen. Nach einer einem Stück Fahrt durch Nevada übernachten wir dann in Arizona.