Tag 14 - 16: Joshua Tree National Park
Tag 14
Nachmittags erreichen wir aus Anza Borrego kommend den Joshua Tree Nationalpark. Der Park liegt auf einem erhöhten Plateau und ist von Hügeln und Bergen umschlossen - und unterscheidet sich auffallend stark vom Umland (zumindest im von uns besuchten Westen, Norden und Süden).
Das gesamte Land des Parks ist Wüste. Der westliche Teil liegt in der Mojavewüste, der östliche in der Coloradowüste. Daher unterscheiden sich Flora und Fauna prinzipiell, der Übergang ist aber recht fließend.
Die namensgebenden Joshua Trees sind typisch, aber nicht endemisch, für die Mojavewüste. Sie gehören zu den Yuccagewächsen, eine Art der Sukkulenten. Der Joshuabaum ist also eigentlich mehr Kaktus als Baum.
Für heute haben wir einen sogenannten Wilderness Permit*, der uns gestattet in einem bestimmten Bereich querfeldein zu wandern und unser Zelt in der Wildnis aufzuschlagen. Dabei ist die Anzahl solcher Genehmigungen beschränkt und es gibt Vorgaben, dass man nicht zu nah an Wegen campen darf, was eine gewisse “Ungestörtheit in der Wildnis” sicherstellt.
Wir stellen unser Auto also am Boy Scout Trail Parkplatz ab, packen alles für eine Nacht im Zelt in unsere Rucksäcke und machen uns - nun deutlich beschwert - auf den Weg. Insgesamt haben wir für den heutigen Abend und den morgigen Vormittag circa 22 km an (flacher) Strecke geplant. Die Route verläuft dabei durch verschiedene Abschnitte mit unterschiedlicher Topografie und Vegetation und hat sich im Nachhinein - wenn auch etwas zäh auf den letzten Kilometern - als schön und abwechslungsreich erwiesen.
An “Felsenhaufen” vorbei, laufen wir der untergehenden Sonne entgegen und es dauernd nicht lange und wir müssen unsere Taschenlampen einschalten. Wir folgen dem Quail Wash Trail durch ein trockenes Flussbett und genießen wie die Sonne zwischen den Joshua Trees untergeht.
Zwischen solchen finden wir auch einen schönen Platz für unser Zelt. Allerdings frischt es ziemlich auf und der Wind erschwert sowohl das Kochen als auch den Zeltaufbau ungemein. Irgendwann ist aber sowohl das Essen fertig als auch das Zelt aufgebaut und wir können windgeschützt in der Apsis speisen.
Man möchte meinen, dass es in der Wüste und nach hohen Temperaturen tagsüber nachts nicht allzu kalt werden sollte - weit gefehlt! Wind und niedrige einstellige Temperaturen treiben uns schnell ins Zelt, wo es jedoch recht angenehm ist.
Tag 15
Auch am morgen zum Sonnenaufgang ist es noch ziemlich kühl und so machen wir uns, nicht ohne ein paar Fotos zu schießen, zügig auf den Weg.
Nach einigen Kilometern erreichen wir die Stelle, an der wir am Vortag in weiser Voraussicht eine zusätzliche Gallone Wasser deponiert haben.
Von einer Seite der Straße zu anderen ändert sich hier die Landschaft ziemlich drastisch: sind wir bisher südlich der Straße viel zwischen Joshua Trees in der Ebene gewandert, ist es nun nördlich von ihr deutlich felsiger.
Wir wandern bei warmen, aber noch angenehmen Temperaturen durch eine wirklich schöne Landschaft: teils sandige, teils felsige Wege über Hügel mit allerlei Vegetation am Wegesrand. Joshua Trees, in verschiedenen Farben blühende Kakteen und viele andere Pflanzen, die uns biologischen Banausen nicht bekannt sind - deren Schönheit uns aber trotzdem erfreut.
Allerdings begegnen wir nur erstaunlich wenigen Menschen. Wie sich zeigen wird, findet man die meisten Touristen dann eben doch eher in der Nähe von Parkplätzen als auf den Wanderwegen - obwohl wir gutes Stück des wohl populären Boy Scout Trails laufen.
Wieder zurück am Auto fahren wir zum Turtle Rock am Hidden Valley Trailhead und machen stärken uns dort mit einem Picknick, bevor wir den Hidden Valley Trail entlangwandern.
Das Hidden Valley ist wirklich eine schöne Überraschung: Es wurde erst im 20ten Jahrhundert zur Zeit Roosevelts von dem hier ansässigen Rancher zugänglich gemacht - in dem er einen Zugang zu dem von Felsen umgebenen Tal frei sprengte - um dort sein Vieh weiden zu können. Vorher war es angeblich ein von Viehdieben genutztes Versteck. Heute gibt es einen kurzen Rundweg durch das “Tal” mit seinen vielen gigantischen Granitbrocken sowie einige Kletterrouten an deren Hängen. Wirklich faszinierend ist allerdings die Tatsache, dass das Tal ein anderes Biotop aufweist als die umgebende Landschaft und sich so eine andere Vegetation entwickelt hat. Vermutlich durch die (wind-)geschützte Lage und das steinigere Gelände finden sich hier Kiefern und andere Baumarten, die man in den Ebenen des Nationalparks nicht findet.
Wir fahren weiter zum Keys View. Von hier aus hat man einen weiten Ausblick auf das Coachella Valley und das darin liegende, zerfledderte Palm Springs sowie die dahinterliegenden, teils noch schneebedeckten Gipfel.
Auf dem Weg zu unserem heutigen Tagesziel, dem Jumbo Rock Campground erleben wir einen weiteren tollen Sonnenuntergang. Insbesondere die großen Granitfelsen in der Ebene des Parks sehen in der Abenddämmerung einfach fantastisch aus und geben ein grandioses Fotomotiv ab.
Außer dem Jumbo Rock Campground gibt es noch einige weitere Campingplätze im Nationalpark - diese wurde uns aber von verschiedenen Seiten empfohlen und wir sind sehr zufrieden mit der Wahl. Wir haben uns einen schönen Platz direkt neben großen Felsen ausgesucht - groß genug, dass hier eine ganze Kompanie Pfadfinder Platz finden würde. Allerdings dann doch nicht weitläufig genug, um den von der Nachbarn Grills herüberwehenden Rauchschwaden zu entgehen.
Tag 16
Früh aufgestanden beginnt der Tag damit, dass auf die umliegenden Felsen geklettert wird. Nach einigen Anläufen findet sich schlussendlich auch ein Weg hinauf auf den größten der Brocken.
Oben angelangt hat man eine grandiose Aussicht auf die Landschaft und den zum Leben erwachenden Campingplatz.
Der Weg hinab gestaltet sich tatsächlich einfacher als der Weg hinauf und nach Frühstück und Abbau des Zelts drehen wir noch eine Runde um den Elephant Rock bevor wir den Nationalpark wieder verlassen und uns durch das Mojave National Preserve bis nach Arizona vorarbeiten.