Tag 10 - 12: San Diego

Tag 10

Starten wir heute ein bisschen weniger euphorisch: Der San Mateo Campground als Teil des San Onofre State Beach bei San Clemente ist nicht wirklich etwas Besonderes.

Außer vielleicht insofern, als wir interessante Platznachbarn haben, die auf ihrer Parzelle zu wohnen scheinen und dort, unter anderem, eine skurrile Skulpturensammlung angelegt haben.

Um in dieser dicht besiedelten Gegend eine Nacht im Zelt zu verbringen ist er jedoch vollkommen ausreichend.

Der Campingplatz befindet sich in direkter Nachbarschaft zu einem größeren Militärgelände und den Geräuschen nach zu schließen sind heute ausgiebige Schießübungen angesetzt. Wir machen uns daher zeitig auf den Weg an die Küste und schauen am San Onofre State Beach den Surfern beim Wellenreiten zu. San Onofre scheint ein bekannter Surfspot zu sein, zumindest erwähnen die Beach Boys ihn in ihrem Song Surfing U.S.A. (Youtube). Allerdings stimmen die Wellen heute wohl nicht so richtig - zumindest sehen wir keine wirklich großen Exemplare.

Tipp: In Kalifornien gilt, dass mit der Übernachtung in einem State Park/State Beach auch die Erlaubnis für die Tagesnutzung (Day Use) am Abreisetag erworben wird. Und dies gilt auch für alle anderen State Parks/State Beaches. Sehr praktisch, so muss man nur einmal Eintritt entrichten. Gerade bei den vielen Beaches addiert sich das ansonsten schnell auf.

Weiter geht es Richtung San Diego. Die knapp 50 Meilen (ca. 80 km) sind über die Interstate 5, in welche der von uns bisher favorisierte Highway 1 kurz vor San Clemente mündet, schnell zurückgelegt. Allerdings wechseln wir bei Oceanside auf die küstennahe Hauptstraße, um ein wenig mehr vom Meer zu haben.

Das Wetter lässt uns leider auch heute wieder ein wenig im Stich. Im Laufe des Tages wird es immer grauer und frischer. Dabei hätte San Diego mit seiner Lage direkt an der Westküste so viele schöne Orte zum Sonnenunterganganschauen …

Wir klappern einen guten Teil des westlichen Scenic Drives von San Diego ab und sind ganz angetan von den schönen, roten, mit Wildblumen bewachsenen Klippen und direkt angrenzenden Häusern im Stadtteil La Jolla.

Tag 11

Am nächsten Tag lassen wir unser Auto auf dem Motelparkplatz stehen und fahren mit dem Trolley - hier einem Hybriden aus S- und Straßenbahn - in Richtung Innenstadt. Wir steigen beim Santa Fe Depot, dem historischen Bahnhofsgebäude aus dem Jahre 1915, welches auch heute noch Rege genutzt wird, aus.

Von dort geht es zur USS Midway. Der wenige Tage nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 fertiggestellte Flugzeugträger der US Navy liegt im Hafen von San Diego - einem großen Stützpunkt der US Navy. Am Tag unseres Besuches liegen dort im Sperrgebiet noch drei weitere, atomgetriebene und noch im Dienst befindliche, Flugzugträger. 1992 außer Dienst gestellt, kann die USS Midway seit 2004 im Hafen von San Diego besichtigt werden. Dabei hat man sich wirklich viel Mühe gegeben, den für die Besucher sind viele Bereiche zugänglich und hergerichtet - beim Rundgang unter Deck hat man fast den Eindruck, dass man den Schaufensterpuppen-Matrosen bei ihren alltäglichen Tätigkeiten zusehen kann. Viele Freiwillige, zumeist Mitglieder der damaligen Besatzung, sind an Bord, um den Besuchern Fragen zu beantworten und einen authentischen Eindruck vom Leben in dieser schwimmenden Stadt zu vermitteln.

Es gibt so viele Räume und Gänge zu besichtigen, dass man sich durchaus verlaufen könnte - und das, obwohl letztlich ja nur ein kleiner Teil des Schiffes für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Neben selbstverständlichen Einrichtungen wie den Aufenthalts- und Schlafräumen, Küchen und Messen, Leitständen und Maschinenräumen gibt es allerlei Werkstätten, schicke Zimmer für Kapitän und Admiral, eine Wäscherei, Friseursalon, ein Gefängnis und vieles mehr. Dadurch, dass diese Räume und die darin befindlichen Gerätschaften mindestens 30 Jahre alt sind ist es letztlich nicht nur ein Schiffsmuseum, sondern fast schon eine Ausstellung über den “Alltag” vergangener Zeiten.

Anfangs mit 133 Flugzeugen bestückt waren es gegen Ende der Dienstzeit 68 größere Flugzeuge und Hubschrauber, die auf der Midway Platz fanden.

Das Schiff an sich ist als technische Meisterleistung und schwimmende Stadt (immerhin haben hier mehr als 4000! Menschen gelebt und gearbeitet) wahrlich faszinierend und lohnt auf jeden Fall einen Besuch. Nicht wirklich überrascht waren wir, dass es keinerlei kritische Auseinandersetzung mit dem Thema “Krieg” an sich oder auch nur einzelnen Kriegen gab, obwohl das Schiff mit seiner Teilnahme am Vietnamkrieg dafür prädestiniert gewesen wäre. Stattdessen ein omnipräsenter Patriotismus und Heroismus. So ähnlich sich der deutsche und der amerikanische Kulturkreis dann auch sind - so verschieden sind sie an manchen Stellen. Nichtsdestotrotz, ein beeindruckender Besuch.

Anschließend spazieren wir zum Gaslamp Quarter. Benannt nach der historischen, früher gasbetriebenen Straßenlaternen finden sich hier viele hippe Bars in alten Backsteingebäuden.

Der nächste Stopp ist der Old Town San Diego State Historical Park. Hinter diesem sperrigen Namen verbirgt sich ein kleines Stadtviertel/Open-Air Museum mit alten Häusern aus der Gründungszeit von San Diego (Anfang bis Mitte des 19ten Jahrhunderts), welche Shops im Stil eben dieser Epoche beherbergen. So gibt es einen “General Store” in dem passend verkleidetes Personal Zigarren und allerlei alten Tand feilbietet.

Mit dem Trolley geht es zurück zum Hotel, von dort aus dann mit dem Auto zum letzten Punkt auf der heutigen Liste: Sonnenuntergangschauen an den Sunset Cliffs. Leider versinkt die Sonne heute nicht nur im Meer, sondern der Sonnenuntergang fällt sprichwörtlich ins Wasser - dank Wolken ist er nämlich nur anhand der zunehmenden Dunkelheit auszumachen. Eine Entschädigung sind allerdings die prächtigen, gelb blühenden Blumenwiesen auf den Klippen.

Tag 12

Nach dem Frühstück fahren wir zum Cabrillo National Monument und kaufen dort unseren America The Beautiful Interagency Pass (die, mit 80 $ fürs Fahrzeug, sehr preiswerte Jahreskarte für alle National Parks, National Monuments etc. - leider aber NICHT für die State Parks der einzelnen Bundesstaaten).

Auf dem Weg kümmern wir uns noch um unsere Wäsche. Alle paar Tage muss auch das mal sein 😉.

Von dem auf den Klippen des Point Loma gelegenen Monument hat man - gutes Wetter vorausgesetzt - einen tollen Blick auf Downtown San Diego.

Bei gutem Wetter wäre die Aussicht bestimmt besser 😉

Gewidmet ist das Monument Juan Rodríguez Cabrillo. Bis heute ist wohl unklar, ob er Spanier oder doch eher ein Portugiese in spanischem Auftrag war. Einig scheint man sich aber bezüglich zu sein, dass Cabrillo der erste Europäer in der Bucht von San Diego und auch der erste Europäer im heutigen Kalifornien war.

Juan Rodríguez Cabrillo betrat am 28. September 1542 als erster, überlieferter, Europäer den Boden des heutigen Kaliforniens.

Weiterhin gibt es einen historischen Leuchtturm mit zugehöriger Ausstellung im früheren Quartier des Assistenten des Leuchtturmwärters zu besichtigen. 1855 in Betrieb genommen wurde der Leuchtturm bereits 36 Jahre später durch einen neuen Turm abgelöst, der bis heute seinen Dienst tut. Im Leuchtturm selbst kann man sehen, wie der Wärter mitsamt Familie während seiner Dienstzeit gelebt hat - allzu lange war diese aber offenkundig nicht, denn in seiner aktiven Zeit wurde der Turm von insgesamt 10 Wärtern “betreut”.

Weiterhin gibt es am Meer noch ein paar Tide Pools (“Gezeitenbecken”), welche allerdings nur bei Ebbe zu erkennen sind. Mangels Wissen um die hiesigen Gezeiten sind wir zu spät und das Wasser steht bereits zu hoch - hier empfiehlt sich vermutlich die vorherige Nachfrage beim Besucherzentrum und eine entsprechend angepasste Besuchsreihenfolge. So sind die Becken jedenfalls äußerst unspektakulär.

Nun heißt es für uns Abschiednehmen von der Küste, an der wir uns fast zwei Wochen lang entlanggehangelt haben. Für uns geht es jetzt ins Inland und wir werden das Meer erst gegen Ende unserer Reise wiedersehen.

Da wir fürs Erste genug von dem grauen Wetter an der Küste haben ist uns das allerdings ganz recht 😉.