Tag 3 - 6: Unterwegs auf dem Highway 1
Tag 3
Wir starten mit einem entspannten Frühstück in einem italienisch angehauchten Cafe. San Francisco hat uns richtig gut gefallen. Es gab viel zu sehen, (fast) alles war wirklich sehr gepflegt, die Menschen waren freundlich, die Auswahl an verschiedenem Essen toll, trotz der Größe der Stadt kam durch die weitläufige und zumeist flache Bebauung sowie die breiten Straßen keine Enge auf und alles war wirklich sehr entspannt: die Menschen, der Verkehr, wir.
Die in hiesigen Medien beschriebene Welle der Kriminalität - Autodiebstähle, Raubüberfälle etc - haben wir nicht wahrgenommen. Womöglich hatten wir auch einfach Glück und waren nicht in den “falschen” Gegenden unterwegs. Einen, für unsere Verhältnisse, beachtlichen Schiefstand hinsichtlich der Verteilung von Wohlstand haben wir aber sehr wohl feststellen können. Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.
So weit haben wir viel Glück mit dem Wetter. Hatten wir mit Kälte und Wolken gerechnet, so war es vergleichsweise warm und schön sonnig. Lediglich nachts war es in unserem nicht gedämmten Zimmer doch recht frisch. Ein Problem, das sich mit einer zusätzlichen Decke aber leicht beheben ließ.
So weit, so gut. Doch wollen wir ja einen Roadtrip machen - fehlt uns also noch ein Gefährt. Nach dem Frühstück ging es also - dieses Mal mit Uber, den Umstieg in den Bart wollten wir uns ersparen - wieder zurück zum Flughafen, um dort unseren Mietwagen abzuholen.
Mietwagen abholen funktioniert hier ein wenig anders als gewohnt: Es gibt ein großes Gebäude in alle namhaften Autoverleiher sitzen, man sucht sich den richtigen Schalter, stellt sich in einer langen Schlange an, bekommt schlussendlich einen Schlüssel mit dem man ein Stockwerk tiefer aufs Parkdeck geht, sucht sein Auto und fährt los.
Bevor es nun aber richtig losgehen konnte, mussten wir uns noch mit ein wenig Outdoor/Camping-Equipment, sowie einem Grundvorrat an Essen eindecken. Insbesondere mit Dingen, die man im Flugzeug nicht mitnehmen kann und mag: einer Gaskartusche für unseren Kocher, einer zusätzlichen Decke und einer Kühlbox. Alles gar kein Problem. Nur die Preise haben uns ein wenig überrascht. Gerade die Lebensmittel empfanden wir doch als recht teuer, besonders im Vergleich mit daheim. Ins Verhältnis mit den Mieten in San Francisco gesetzt aber vermutlich wieder auf heimischen Niveau.
Endlich alles beisammen starten wir unsere Fahrt auf dem Highway 1 (eigentlich California State Route 1). Dabei handelt es sich um eine berühmte, 1056 Kilometer lange und meist nahe der Küste verlaufende Straße in Kalifornien. Sie beginnt circa 300 Kilometer nördlich von San Francisco und endet ein wenig südlich von Los Angeles. Sie ist nicht wirklich “aus einem Guss”, sondern setzt sich aus vielen Abschnitten zusammen - und ist vielleicht gerade deswegen, wie wir sehen werden, wahnsinnig abwechslungsreich.
San Francisco hinter uns lassend waren wir begeistert wie grün hier alles ist. Flache Grashänge gehen über in steilabfallende Felsklippen. Vor Kieselstränden ragen, vom Meer geformte, Felsen aus dem Wasser. Und überall traumhaft schöne Wildblumen. Anscheinend ist das genau die richtige Jahreszeit, um hier zu sein.
Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir unser heutiges Tagesziel: den Henry Cowell State Park bzw. den zugehörigen Campground. Auch das ist hier wirklich super organisiert: sowohl die Campground in den State als auch den National Parks kann man wunderbar online buchen, man kann sich sogar den genauen Stellplatz aussuchen. Kommt man also spät an, weil man unterwegs so viele schöne Spots zum Fotos machen gefunden hat, ist das also auch kein Problem. 😉
Tag 4
Nach unserer ersten Zeltnacht in den USA im Henry Cowell SP machen wir den zugehörigen Felton Creek Trail. Der Trail schlängelt sich entlang eines Baches durch einen schönen Mammutbaumwald (Redwoods) und kreuzt diesen mehrfach.
Unterwegs kommt man auch an einem alten Kalksteinbruch vorbei und kann etwas über die historische Gewinnung von Kalk lernen.
Nach gutem mexikanischen Essen bei einer Taqueria in Santa Cruz schauen wir den dortigen Pier an und fahren den West Cliff Drive entlang. Dieser verläuft direkt am Meer auf einer Klippe und war zu Zeitpunkt unserer Fahrt mit einer wahren Pracht an Wildblumen gesäumt. Überall Parkbuchten und Bänke und schöne Häuser, ein wirklich toller Ort.
Dem Highway 1 weiter Richtung Süden folgend kommen wir an vielen Farmen vorbei und decken uns hier mit lokalem Obst ein: Erdbeeren, Pflaumen, Kiwis und verschiedene Sorten Avocados.
Im goldenen Abendlicht kommen wir schließlich in Carmel-by-the-Sea an. Ein piekfeines, aber dennoch idyllisches, Städtchen mit einem tollen, von einem Wildblumenteppich gesäumten Sandstrand und vielen sehr schön hergerichteten Häuschen. Trivia: der berühmteste Einwohner von Carmel dürfte wohl Clint Eastwood sein, der hier auch für einige Jahre Bürgermeister gewesen ist.
Hier gibt es viele schicke Boutiquen und Restaurants - eher nicht das, worauf wir heute aus sind. Wir fahren also weiter nach Monterey, unserem heutigen Tagesziel. Dort noch schnell das vielfältige gastronomische Angebot nutzen und eine Portion Ramen essen.
Damit wären wir auch bei einem Punkt (von wenigen), über den wir uns nicht so richtig freuen mögen: Restaurants schließen hier - zumindest für heimische und erst recht für italienische Verhältnisse - sehr früh. Ab 20:00 ist das Angebot deutlich ausgedünnt. Das ist insofern schade, als die Sonne momentan zwischen 19:30 und 19:45 untergeht.
Tag 5
War Monterey früher einmal die Hauptstadt des spanischen und mexikanischen Alta California musste es diesen Status schon bald nach der Übernahme durch die USA aufgeben. Bis in die 1950er war Monterey dann ein Zentrum für Fischfang - durch Überfischung kam es jedoch zum Zusammenbruch dieser Industrie. Heute lebt Monterey vom Tourismus - und den Überbleibseln der Fischerei, denn die Touristenmeile Cannery Row ist gesäumt von den alten, zumindest äußerlich, wieder hergerichteten Fischkonservenfabriken.
Hier befindet sich auch das bekannte Aquarium von Monterey, welches wir aber auslassen. Stattdessen fahren wir die Küstenstraße nach Pacific Grove weiter. Leider haben wir ab heute nicht mehr so viel Glück mit dem Wetter: Die Tage beginnen bewölkt und es klart erst gegen Mittag wieder auf. Allerdings scheint es, als sei dies ein auf die Küste beschränktes Phänomen.
Weiter geht es auf den (mautpflichtigen) 17 Miles Drive, eine szenische Route zwischen Küste und den Golfanlagen von Del Monte Forest.
Im Lobos State Reserve angekommen beginnt es aufzuklaren. Da wir heute noch einiges vorhaben machen wir nur eine kurze Wanderung zur Whalers Cove - hier kann man aber sicher auch mehr Zeit verbringen und weitere Ziele erwandern.
Interessant sind hier auch die Ausstellung über Walfang in der alten Whalers Cabin und das daneben “aufgebahrte” Skelett eines Wales.
Wir fahren nun auf den vermutlich reizvollsten Teil des Highway 1, den Abschnitt bei Big Sur. Hier verläuft die Straße mal hoch oberhalb des Wassers entlang rauer, mit Mammutbäumen gespickter Klippen, mal zwischen blühendem Raps. Die Strecke kommt uns vor wie eine Mischung aus der ebenfalls recht rauen Westküste Sardiniens und Cornwall.
Allerdings ist er durch seine exponierte Lage hoch oberhalb der Küste auch besonders anfällig für Unwetter und deren Folgen: Steinschläge und Erdrutsche. So ist momentan die Strecke etwa mittig zwischen Monterey und San Simeon gesperrt - und mangels Umfahrung bleibt uns nichts anderes übrig, als die Strecke wieder zurück- und anschließend durchs Hinterland weiter Richtung Süden zu unserem heutigen Tagesziel, dem Campground des Hearst San Simeon State Park, zu fahren. Wirklich schade, denn die Strecke wäre sicher ziemlich beeindruckend gewesen. Ein Vorteil ist allerdings, dass die auf der Hinfahrt noch vorherrschenden, niedrigen Wolken auf dem Rückweg verschwunden sind und sich schönere Bilder ergeben. 😉
Wir kommen bis zum Julia Pfeiffer Burns State Park mit dem grandiosen, weil auf den Strand stürzenden, McWay Fall.
Dann wird es für uns Zeit umzudrehen, denn wir haben - Dank der Umfahrung - noch einige Stunden Fahrt vor uns.
Hier noch ein paar Eindrücke aus Big Sur:
Allerdings ist auch diese Route nicht ohne Reiz. So bekommen wir vom US 101 Freeway aus einen Vorgeschmack auf die Weite der Landschaft, die uns wohl im Inland erwarten wird und können die Sonne über den, von Raps gesäumten, rollenden Hügeln von Zentralkalifornien untergehen sehen - leider lange, bevor wir unser Zelt aufgeschlagen haben 🙈
“Unser” Campground im Hearst San Simeon State Park:
Tag 6
Heute müssen wir ein wenig früher starten, denn wir wollen den Point Buchon Trail im Montana de Oro State Park entlangwandern - und dieser verläuft auf dem Gelände der Pacific Gas & Electric, die ganz in der Nähe ein Atomkraftwerk betreibt, und ist auf 275 Personen pro Tag begrenzt.
Der Trail ist wirklich schön: Er verläuft zwischen unzähligen Wildblumenteppichen entlang einer rauen Küste mit vorgelagerten Felsen, welche teils vom Wasser so ausgespült wurden, dass sie Bögen bilden. Zudem gibt es viele Vögel und zur richtigen Jahreszeit sicher auch Seelöwen. Leider hält das Phänomen der bewölkten Küste an - mit Sonnenschein wäre der Trail sicher noch schöner gewesen. 😉
Zur “Lunch Break” in San Luis Obispo sind die Wolken dann verschwunden. Das überall als SLO abgekürzte Städtchen liegt ein wenig im Hinterland und ist von grünen Hügel umringt. Es macht einen gepflegten Eindruck und die “Kleinstadtinnenstadt” ist ganz hübsch.
Weiter geht es entlang grüner Wiesen und Weinreben:
Nächster Stopp ist Solvang, die selbsterklärte Danish Capital of America. Begonnen hat es wohl wirklich mit dänisch-stämmigen Siedlern, die 1911 aus dem Mittleren Westen nach Kalifornien übergesiedelt sind. Zwar haben wohl nur 10 % der heute circa 6000 Einwohner tatsächlich noch dänische Wurzeln, trotzdem erfreut sich das Dorf vieler Gäste aus nordischen Ländern - inklusive des dänischen Königshauses.
Hier sieht es wirklich so aus wie man sich Dänemark vorstellen mag: Fachwerk, verschachtelte Häuschen, Windmühlen und viele Bäckereien (“Plundergebäck” übersetzt sich ins Amerikanische schließlich auch mit “Danish”).
Wir fahren weiter Richtung Süden, wieder zum Meer, an diesem auf der US 101 entlang und durch sonnenbeschienene, von wildem Raps gelb leuchtende Hügel nach Santa Barbara.
Im Abendlicht kommen wir an der dortigen Mission an. Laut Reiseführer wohl die schönste in ganz Kalifornien, wie überhaupt Santa Barbara eine der schönsten und gepflegtesten Städte Kalifornien seins soll. Leider fehlt uns die Zeit, die Mission wirklich zu besuchen. Nach einem Fotostopp und kurzem Verweilen fahren wir in die Innenstadt und flanieren vorbei am Courthouse, der Our Lady of Sorrows Church, dem alten, spanisch/mexikanischen Regierungs- und Verwaltungssitz Presidio und vielen schicken Boutiquen und Restaurants. Sehr viel mexikanischer Stil und sehr viele Palmen.
Wieder mit dem bereits erwähnten Problem der für uns kurzen Öffnungszeiten der Restaurants konfrontiert kommen wir zehn vor acht an der ausgesuchten Bar im “original amerikanischen” Stil an - und dürfen gerade noch bestellen.
Nach dem Essen machen wir dann noch ein paar wenige Meilen bis zum Foster Residence Park in Ventura.