Wanderung von Kochel nach Eschenlohe über Herzogstand und Heimgarten mit Übernachtung im Herzogstandhaus

Auf dieser Tour wandeln wir auf den Spuren von König Ludwig II., für viele der bayrische König schlechthin. Der Name geht allerdings nicht auf den schillernden König und Erbauer von Neuschwanstein und anderen Schlössern, sondern auf zwei frühere Regenten, die Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X., zurück. Er entstand 1535 als Bayern noch Herzogtum und nicht Königreich war. Einen ikonischen Aussichtspunkt wie den heutigen gibt es seit spätestens 1865. Was aber hat Ludwig II. mit dem Herzogstand zu tun? Nun, er schien ihm recht zugewandt, denn er ließ sich etwas unterhalb eine Jagdhütte, das “Königshaus”, errichten. Und die Begeisterung all dieser hochgestellten Persönlichkeiten können wir absolut nachvollziehen - auch wenn wir leider absolut kein Kaiserwetter haben, sondern fortlaufend zwischen Regenschutz (Jacke an) und Belüftung (Jacke aus) abwägen müssen.

Wir reisen mit den Öffentlichen an. Leider mehr schlecht als Recht, denn die Bahnstrecke nach Kochel ist leider gesperrt und so müssen wir stattdessen ab Bad Tölz auf den Bus umsteigen: 40 quälende Minuten bis Kochel. Dort dann Umstieg in den Bus gen Mittenwald. Auch wenn es schon regnet entscheiden wir uns für den Ausstieg am Ortsende von Kochel. Der Bus würde uns auch bis hoch zum Walchensee bringen, aber wir scheuen den vollen Aufstieg auch bei Regen nicht und laufen lieber noch ein wenig am schönen Kochelsee entlang und besuchen noch ein paar kleinere Wasserfälle auf dem Weg nach oben. Außerdem ist unsere erste Etappe ohnehin nicht besonders lang, der Tag noch jung und wir gut gegen den Regen ausgerüstet: Regenjacke, Regenhose, Abdeckung für den Rucksack und wasserfeste Schuhe sind Pflicht.

Eine kleine Picknick-Pause können wir noch halbwegs trocken genießen, danach geht es dann richtig los. Aber die Klamotten bleiben trocken und der Aufstieg auf einem recht breiten Fahrweg macht dennoch Spaß - auch weil die Natur nicht nur Regen für uns bereithält, sondern auch leckere Himbeeren am Wegesrand. 😉

Das Herzogstandhaus ist bereits in Sicht.

An der Hütte angekommen beziehen wir unser Doppelzimmer - das haben wir uns gegönnt. Wir haben Glück, wir bekommen ein Eckzimmer mit zwei Fenstern und haben sowohl einen Blick auf den Walchensee als auch auf den Fahrenbergkopf.

“Nachmittäglicher” Kaiserschmarrn und dann später das Abendessen sind in Ordnung. Auch wenn es sich hier streng genommen nicht um eine Bergsteigerhütte handelt - nennt sich schließlich auch Berggasthaus - so ist es trotzdem recht urig. Umso mehr, da das Wetter sich nicht mehr bessert und wir das Haus heute nicht mehr verlassen.

Am nächsten Morgen wachen wir bei nur noch leichter Bewölkung auf und sind begeistert.
Und auch in diese Richtung sieht es recht gut aus!

Allerdings scheint diese “Gutwetterphase” tatsächlich nur bis kurz nach unserem Aufbruch zu halten, dann regnet es wieder weiter. Den kurzen Umweg auf den Gipfel des Fahrenbergkopfs bzw. zu der kleinen Kapelle dort, welche dem vernichtenden Brand des Herzogstandhauses 1992 gedenkt, machen wir im Regen. Den Aufstieg zum Gipfel des Herzogstands ebenfalls.

Wie als ob das Wetter dann doch noch Mitleid mit uns bekommt pausiert der Regen und wir haben eine grandiose Aussicht - die können auch ein paar Wolken nicht ruinieren. Wie auch schon am Morgen stürmt es heftig - aber auch das ist besser als Regen.

Von hier aus kann man alle größeren Seen des westlichen Oberlandes sehen. In ihrer Reihenfolge von links nach rechts: Staffelsee, Riegsee, Ammersee, Starnberger See, Kochelsee und Walchensee.

Die Wanderung auf dem teils recht ausgesetzten (aber gesicherten) Grat ist etwas fordernder und daher als T3 eingestuft, aber durchaus gut machbar. Die Aussicht ist jedenfalls beeindruckend.

Am Heimgarten angekommen wird das Wetter wieder ekliger - perfektes Timing also für eine stärkende Suppe und einen Kaiserschmarrn in der Heimgartenhütte. Mit 1791 m zwar nicht sonderlich hoch gelegen, so ist dies dennoch der höchste Punkt auf der Tour. Die charmante Hütte hat lediglich ein kleines “Esszimmer”, welches nun gut besucht ist - trotz des schlechten Wetters sind einige Bergsteiger unterwegs bzw. sitzen in einer der Hütten. Beim Abmarsch zeigt das Außenthermometer knackige 5° an. Das deckt sich mit der Vorhersage und ist doch erstaunlich kalt für eine Wanderung auf unter 2000 m Höhe im August.

Blick vom Gipfel des Heimgarten gen Herzogstand.

Die Strecke verläuft nun weniger spektakulär weiter am Grat entlang und folgt dann für ein Stück dem Maxweg bevor wir auf einem offensichtlich wenig begangenen Nebenweg über den Ölrain einem weiteren Grat folgend langsam über Osterfeuerspitze, Osterfeuerköpfl und Osterfeuerberg absteigen. Der Weg ist abwechslungsreich, führt über eine Schafweide, auf welcher wir ein einsames Schaf überraschen, und unter bzw. über vielen umgestürzten Bäumen entlang. Es ergeben sich einige schöne Blicke ins Tal auf Ohlstadt und Murnau im Norden aber auch auf Garmisch-Partenkirchen und die Zugspitze im Süden. Wir haben sogar dsa Glück, eine wilde Gams zu sehen - lustigerweise fast genau neben dem Schild, das zu deren Schutz um Nichtbetretung mancher Waldgebiete bittet.

Etwas in Eile, um nicht ganze zwei Stunden auf den nächsten Zug warten zu müssen, spurten wir dann zum Bahnhof in Eschenlohe. Wir sind allerdings gegen Ende dann doch wieder so gut in der Zeit, dass wir uns noch beim SB-Bio-Eisverkauf bedienen. Anschließend geht es dann mit dem Zug zurück nach München: wie es sich hier gehört natürlich mit SEV zwischen Murnau und Weilheim.


GPX-Tracks: